Kufsteinerland

Sonnenwende – Johanni – Mittsommer

Der längste Tag und die kürzeste Nacht

Seit Menschengedenken wurden zu Mittsommer Feuerfeste gefeiert! Es ist die Sonnenwende, dem Zeitpunkt des längsten Tages im Jahreskreis; gebührend gefeiert wird natürlich die Kraft der Sonne.

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Sonnenuntergang in den Bergen

Man mag es kaum wahrhaben, dass die Tage wieder kürzer werden, wobei eigentlich erst der 2. Sommer beginnt. Der 1. Sommer beginnt bekanntlich am 1. Mai zum Beltane-Fest. Ursprünglich sollte das Mittsommerfest Dämonen und Geister abwehren, deshalb werden auch große Feuer entzündet. Von der christlichen Tradition wurde dieser Sonnenhöchststand als Johannifest benannt, da am 24. Juni das Geburtsfest des hl. Johannes des Täufers festgelegt wurde, sozusagen 6 Monate vor Christi Geburt.

Wohl am bedeutendsten ist aber das Entzünden der hell erleuchtenden Feuer auf den Bergen, damit man die Lichter weit im Umkreis in den Tälern erblicken kann. Das ohnehin nicht enden wollende Tageslicht wird noch heller. Es ist in fast allen alpinen Regionen Tradition, in der Sonnwendfeier-Nacht die Bergfeuer zu entzünden. Ein wunderschöner Anblick, der einem die Seele weit werden lässt, wenn man vom dunklen Tal aus die Lichter bestaunen kann. In manchen Tiroler Gebieten wurde dieser Brauch zum immateriellen Kulturerbe ernannt.

Für alle Jahreskreisfeste, das sind vier Sonnen - und vier Mondfeste, hat das Entzünden von Feuer eine besondere Bedeutung. Das Lodern der Flammen, die für das „Hier und jetzt “ stehen. Die Feuerzungen und der Rauch streben nach dem Höheren, der Verbindung zum Göttlichen. Die verbleibende Asche steht für das Vergängliche. In vielen Orten werden Strohfiguren dem Feuer als Opfergabe geschenkt. In anderen Dörfern gilt es, das größte Feuer zu entzünden. Lange vor der Sonnwendfeier werden schon alte Möbel, Holzverschalungen und diverse kaputte Holzgegenstände gesammelt, um genug Brennmaterial zur Verfügung zu haben. Diese Nächte ausgiebig zu feiern ist in unseren Regionen eine Selbstverständlichkeit. Feuertänze, sowie der Sprung über das Feuer werden immer wieder von „Mutigen“ gewagt. Ein besonderer Zauber liegt in diesen mystischen Nächten in der Luft, man sagt, die Verbindung zur „Anderswelt“ ist intensiver. Man kann in manch ruhigem Moment sogar Elfen und Feen erkennen. Im Grunde sind es Träume, die uns die tiefsten Bedürfnisse unserer Seele verraten. Das Herz versucht, mit dem Verstand zu kommunizieren. Hoffentlich mit Erfolg!

Feuer, Rauch und Segen  Die Geburt des Sonnenkindes
Loderndes Feuer als Brauchtum

Für viele ist die Sonnenwende mit Wehmut verbunden, das Werden, die aufstrebende Zeit nimmt jetzt die Wende. Es kommt die Zeit des Vergehens. Die Natur hat ihren Höhepunkt erreicht, somit, ein guter Zeitpunkt, in sich hinein zu spüren. Was ist in meinem Leben der Höhepunkt? Bin ich am richtigen Weg in meiner Entwicklung? Alles Vergangene darf man mit Freude annehmen und mit Offenheit in die Zukunft schauen.

Johanniskräuter – Schutz und eine Fülle an Heilwirkung

Die üppig blühenden Wiesen, sattgrünen Wälder und wogende Ährenfelder zeigen uns die Fülle dieser licht-bringenden Zeit. Dazu gehören jene Sonnwendkräuter, die das Licht einfangen und in ihrem Gewebe als ätherische Öle speichern. Diese „Johanniskräuter“ erweisen sich als besonders heilkräftig. Ein „Sonnwendbüschel“ wird aus Johanniskraut, Arnika, Holunderblüten, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Heilziest, Ringelblume, Quendel, Frauenmantel und noch weiteren Kräutern gebunden. Die genannten Kräuter werden auch als „Wetterkräuter“ bezeichnet: bei sommerlichen Gewittern, Blitz und Hagel werden sie zum Schutz und Segen im Herd oder an der Feuerstelle verräuchert. Eines der typischen Kräuter für diese Zeit ist natürlich das Johanniskraut – Hypericum perforatum. Diese mit Licht durchflutete Pflanze bringt Sonne in die Seele und vertreibt aus ihr die Düsternis. Das sonnengelb blühende Kraut erweist sich als magisch, da es sich rot verfärbt beim Zerreiben der Blüten). Rot wie das Blut des enthaupteten Johannes des Täufers. Die Symbolik dieser Pflanze steht in enger Verbindung zum Christentum, wie viele andere Heilkräuter, die als „Marienkräuter“ der Mutter Gottes Ehre erweisen. Auch die Anzahl der „Neun Kräuter“ ist für das Sonnwendbüschel von Bedeutung. In den meisten Überlieferungen ist von neun Kräutern die Rede, die natürlich von Region zu Region verschieden sein können. Es sind die wichtigsten Kräuter in der sogenannten Hexenmedizin!

Für das Kennenlernen der einzelnen Kräuter und Heilpflanzen empfehle ich eine naturnahe Begegnung inmitten einer wunderschönen Bergkulisse. Dazu bieten wir vom Tourismusverband Kufsteinerland geführte Kräuterwanderungen an:

- Almgebiet Brentenjoch/Erlebnis Kaisergebirge-Themenführungen, Treffpunkt Kaiserlift
- Almwanderungen beim Almtag auf der Aschingeralm

Rezept für Johanniskrautöl:

Johanniskrautöl gehört in jede Hausapotheke und ist ein bewährtes Hausmittel bei Wunden, Narben und Sonnenbrand. Auch ideal bei Verspannungen und seelischer Verstimmung zum Einreiben.

Die einzelnen Schritte

  • Man füllt die bei Sonne gesammelten Blüten locker in ein Glas
  • Übergießt sie mit kaltgepresstem Olivenöl (wärmend)
  • Nun stellt man das verschlossene Glas für 3 Wochen an einen sonnigen Platz
  • Schon nach wenigen Stunden verfärbt sich das Öl in eine kräftig rote Farbe
  • Den Ansatz immer wieder mal durchschütteln und kurz lüften
  • Nach zwei Wochen seiht man das Öl ab und lagert es dunkel und kühl
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Zubereitung von Ölen

1 Kommentar(e)

Leonhard Steindl

22.06.2019 - 09:10 Uhr

Sehr informativ, gut geschrieben 👍

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