Kufsteinerland

Wie macht man eine Alm winterfest?

Zu Besuch auf der Kranzhornalm mit dem Senior Hüttenwirt

„Eigentlich läuft es jedes Jahr gleich, man muss nur aufpassen das man nichts vergisst“, schmunzelt mein Opa Michael, der Senior Hüttenwirt vom Kranzhorn. Am 10. November war heuer der offiziell letzte Öffnungstag – jedoch nicht der letzte Arbeitstag für das Team der Kranzhornalm. Bis man wirklich zufrieden ins Tal fahren kann, dauert es noch den ein oder anderen Tag.

Kranzhornalm_ Alm_Winter_Schnee_Erl
Kranzhornalm im Wintergewand

Vorbereitungen für die Einwinterung der Hütte:

Unsere Schlaflager werden gleich nach der letzten Übernachtung, die meistens Mitte September stattfindet, geräumt – Das Bettzeug darf nach gründlicher Wäsche bei uns im Tal überwintern. Die Matratzen werden hochgestellt, so ist in den Schlaflagern mehr Platz um zum Beispiel Sonnenschirme über den Winter zu lagern.

Ein paar Wochen vor Schluss, und je nach Wetterlage müssen unsere Kleintiere die Alm verlassen. Die Kühe werden meistens schon Mitte September abgeholt. Hasen, Hühner und Goas (Ziegen) Ende Oktober. Die Ställe werden sauber ausgeräumt und winterfest gemacht, Gatter ausgehängt und die Zäune weitgehendst abgebaut oder umgelegt. Die Blumen Kistl werden ausgeleert und in der Holzhütte verstaut, immer mal wieder versuchen wir das ein oder andere Blümchen zu „überwintern“, was uns leider nicht immer gelingt.

Das Okasn – mein persönliches Highlight am Ende der Saison.

Zum Okasn, das am letzten Tag der Saison stattfindet, gibt es nur mehr ausgewählte Speisen auf der Speisekarte. Wie sagt man so schön: „wos nu do is, muas weg“. Fleißig wird in der Küche applaudiert, wenn wieder ein Gericht „aus is“. Am Abend, wenn nur noch ein paar Stammgäste da sind und sich alle Mitarbeiter in der Stube versammeln, werden noch die letzten Reste verputzt. Mein Opa, spielt mit der Zugin, lustige Geschichten, die sich über die Saison ereignet haben, werden nochmal „owakoscht“ (owakoschtn: nochmal darüber sprechen) und die Schnapsnoagä (Noagä: Letzte Reste in einer Flasche/Glas) ausgetrunken. Glücklich, dass die Saison ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist, schalten wir am späten Abend das Licht aus, und fahren gemeinsam ins Tal.

Der Tag danach

Die richtige Einwinterung der Hütte beginnt dann, wenn die Hütte offiziell schon geschlossen hat. Gemeinsam mit meinem Opa starte ich den Rundgang und er erklärt mir, was noch alles ansteht.

To-Do Liste:

  • Tischgarnituren zusammenklappen und in der Holzhütte verstauen
  • Sonnenschirme in den Schlaflagern stapeln
  • Spielgeräte abbauen
  • Fahnen einholen
  • Wasserleitungen abdrehen und entlüften
  • Heizung und Gasleitungen abdrehen
  • Alle Räume putzen (von den Lagern über die Küche und den Gastraum, …)
  • Gebäudestütze anbringen (für schneereiche Winter sehr wichtig, damit das Dach nicht eingedrückt wird)
  • Fensterläden schließen
  • Wintertafeln mit Öffnungszeiten anbringen
  • Alles verriegeln
  • Hüttenbuch schreiben mit lustigen Almgeschichten 2019 (das wird vom Senior Hüttenwirt, in der Winterpause erledigt)

Was auch nicht fehlen darf:

Nach unserem Rundgang gehen wir noch gemeinsam auf den Gipfel zur Kapelle. Auch diese muss geputzt und winterfest gemacht werden. Das Gipfelbuch wird kontrolliert, ob fürs nächste Jahr noch Seiten frei sind. Ansonsten wird das einer unserer ersten Punkte für die Neuanschaffungen. Natürlich darf ein letzter Besuch für dieses Jahr am Gipfel nicht fehlen, noch einmal den Ausblick und die Ruhe genießen.

Besonders emotional war der Saisonabschluss für meinen Opa selbst, es war heuer der „50.“ Almsommer, den er auf der Kranzhornalm verbracht hat. Auf dem Weg zurück zur Hütte überkommen ihn doch noch ein paar sentimentale Gedanken, da besonders für ihn die letzte Saison sehr intensiv war.

Der schneereiche Winter sorgte für viel Arbeit im Frühjahr. Viele Schäden am Gebäude, Gartenanlagen und an den Zäunen mussten repariert werden. Nach dem sehr nassen Mai, folgte ein heißer und trockener Sommer der zur Folge hatte, dass unsere Trinkwasserquelle ausblieb und wir Wasser vom Tal anliefern mussten. Ein wunderschöner Herbst rundete die Almsaison ab, die zwar sehr arbeitsintensiv, aber aufgrund der vielen lustigen Stunden, die wir mit Gästen, Freunden und Kollegen hatten, sehr schön war.

Zurück an der Hütte, ist der Rest vom Team schon fast fertig. Gemeinsam wird noch eine Liste für die Neuanschaffungen 2020 geschrieben. Wobei die Liste dann erst im Frühjahr, nach erster Begutachtung der Winterschäden, vervollständigt werden kann. Aber jetzt können wir uns vorerst auf eine verdiente Winterpause freuen.

Ein bisschen Weihnachten darf nicht fehlen

Ein paar Tage vor Heiligabend trifft sich noch einmal ein Großteil der Hüttenmannschaft zu einer kleinen Weihnachtsfeierei auf der Alm. Nach einem anstrengenden Fußmarsch, meist mit Schneeschuhen, wird gemeinsam ein Christbaum im Freien aufgestellt und geschmückt. Neben dem üblichen Christbaumschmuck werden auch Futter(sterne) für Vögel, Eichhörnchen und andere kleine Wildtiere an den Baum gehängt.
Bei Glühwein, Kekserl und ein paar Weihnachtsliedern, die meistens ein bisschen schief klingen, freuen sich alle auf Weihnachten und aufs neue Jahr.

Einen letzten sentimentalen aber frohen Blick zurück und dann ins Tal und sich auf die verdiente Winterpause freuen.

0 Kommentar(e)

Mehr Kommentare
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. *Pflichtfelder

Das könnte Sie auch interessieren