Im Turbo-Modus auf den Berg
Mit Kind und E-Bike unterwegs im Naturerlebnis Kaisergebirge
Jeder, der schon mit Kind in den Bergen unterwegs war, kennt das Problem: bis der Rucksack gepackt ist, das Kind gefüttert und gewickelt im Auto verstaut ist und man endlich am Wanderparkplatz angekommen ist, ist man eigentlich schon reif für die erste Pause. Da zudem die meisten Kleinkinder wenig Lust haben, stundenlang in der Kraxe oder im Tragetuch zu sitzen, begrenzen sich die Wanderungen meist auf kleinere Touren mit ein bis zwei Stunden Gehzeit im Aufstieg und am Ende des Tages ist man meistens trotzdem fix und fertig.
Bergsehnsucht
Dabei wollten wir doch so gerne mal wieder hoch hinaus. Am besten in das Kaisergebirge. Also, so richtig. Nicht nur auf die Aschinger Alm und den Zahmen Kaiser von unten betrachten und auch nicht auf den Thierberg, um den Wilden Kaiser per Fernglas zu bewundern. Nein, wir wollen rauf! So richtig mittendrin sein! Doch da ist noch unsere Tochter Louise, 20 Monate. Die hält momentan leider wenig von Kraxe, Bergsteigen und stundenlangem Sitzen.
“Ja, dann leiht Euch doch mal ein E-Bike” sagt da eine Freundin zu uns. Ein E-Bike? Wir? Ist das denn dann überhaupt noch Sport, oder eher Motorsport? Naja, die Skepsis bleibt, aber wir probieren es gerne aus! Louise liebt ihren Fahrradanhänger ohnehin über alles, da hält sie es dann vielleicht ein bisserl länger aus, als auf Mamas Rücken in der Kraxe.
Im Tourist-Info Büro in Kufstein kann man praktischerweise tageweise zwei nagelneue E-Mountainbikes ausleihen und damit das Kufsteinerland auf zwei Rädern erkunden. Na, dann mal los!
Die Große Stadtberg Runde
Für unsere erste E-Bike-Tour haben wir uns heute die “Große Stadtberg Runde” ausgesucht. Dabei starten wir direkt in Kufstein, fahren hinauf zum Berghaus Aschenbrenner, weiter zum Weinbergerhaus und noch weiter zum Brentenjoch, sofern unsere Beine, Louise und der Akku es zulassen. Tiefer “in den Kaiser” kann man dann auch wirklich nicht mehr kommen. Gute 750 Höhenmeter und 15 Kilometer Wegstrecke erwarten uns heute somit und wir sind schon gespannt, wie gut wir diese bewältigen werden.
Louises Anhänger wird von Papa noch fachgerecht per Kupplung an das E-Bike montiert, Louise klettert freiwillig in ihren fahrbaren Untersatz, Helm auf, und schon treten wir das erste Mal in die Pedale.
Am Anfang fühlt es sich komisch an, einen Motor zur Unterstützung beim Treten zu haben, fast so, als würde jemand einen die ganze Zeit leicht von hinten anschieben. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich sehr an diesen persönlichen “Anschieber”. Schon bald haben wir das Stadtgebiet verlassen und nähern uns dem Wanderparkplatz in der Nähe der Wasserfallhütte. Ab jetzt soll es steil bergauf gehen.
Im Turbo-Modus auf den Berg
Das E-Bike verfügt über vier verschiedene Stufen, die regeln, wie stark der Elektromotor unterstützen soll. So schalte ich direkt mal in den “Turbo-Modus” und schon erscheinen sogar die steilen Serpentinen wie ein gemütlicher Fahrradausflug und die Landschaft fliegt nur so vorbei. Louise wird gerade von Papa gezogen und quietscht hinten in ihrem Anhänger vor Freude und ist bestimmt beeindruckt, wie schnell Papa plötzlich den Berg hoch radeln kann. Schon nach 40 Minuten erreichen wir unser erstes Zwischenziel, das Berghaus Aschenbrenner. Na, das ging ja schnell! Bei unserem letzten Rodelausflug im Winter haben wir bis hier noch über 2 Stunden gebraucht.
So radeln wir noch ein wenig weiter in Richtung Weinbergerhaus, bis Louise mit einem lauten “NAMNAM” darauf aufmerksam macht, dass sie jetzt sofort bitte Mittag essen möchte. Der Fahrradanhänger ist natürlich mit genügend Leckereien gefüllt und so machen wir bei der nächsten Bank eine kleine Pause und genießen den Blick auf Kufstein und die gegenüberliegende Bergwelt. Louise denkt nun nicht mehr daran, zurück in ihren Anhänger zu gehen, sondern läuft lieber selbst. Gut, so schieben wir eben unsere E-Bikes die nächsten 20 Minuten bis zum Brentenjoch und Louise hilft kräftig mit, indem sie ihren Anhänger mitschiebt.
Im siebten Kinder-Himmel
An der Brentenjochalm oben angekommen, eröffnet sich nun auch der großartige Blick auf den Wilden Kaiser, der plötzlich ganz nah vor uns steht. Beeindruckt vom Panorama entschließen wir uns, einen Stop zumachen. Für die "kleinen" Gäste warten hier Sandkasten und Spielzeug, doch Louise interessiert sich nur für die Kühe, die man nebenan im Stall besuchen kann. Naja, und der Apfelstrudel von Mama ist auch nicht ganz uninteressant…
Nach einer kleinen Stärkung besuchen wir noch die Alpakas am Weinbergerhaus und genießen den atemberaubenden Blick über das nördliche Inntal. Toll, wie einfach man per E-Bike “noch schnell” auf eine andere Hütte fahren kann. Zu Fuß hätten wir uns das sicher zweimal überlegt!
Für den Rückweg fahren wir eine etwas andere Route über die Duxeralm und die Mittelstation des Kaiserlifts, damit unsere “Stadtberg-Runde” auch wirklich eine Runde ist. Unten angekommen, ist der Akku noch immer halb voll und unsere Energiespeicher ebenso. Wir entschließen uns, noch gemütlich auf dem Innradweg in Richtung Süden zu radeln und genießen das sommerliche Wetter. Sobald wir müde werden, kann uns ja jederzeit unser “Anschieber” wieder helfen.
Wunderschön war unser erster motorisierter Fahrradausflug! Ich glaube, wir brauchen jetzt öfter ein E-Bike. Es erschließen sich völlig neue Möglichkeiten und Louise hat sicher auch nichts dagegen, wenn es jetzt häufiger Apfelstrudel und Besuche im Kuhstall gibt!
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