Im Einsatz für die Natur
Kufsteiner und Langkampfener Innauen
Anton Vorauer hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Als Schutzgebietsbeauftragter des Landes kümmert er sich um den Erhalt der Tiroler Innauen. Einer dieser artenreichen Lebensräume befindet sich zwischen Langkampfen und Kufstein.
Hüter der Natur
Schon als kleiner Junge hatten die Wälder eine magische Anziehungskraft auf Anton Vorauer. Er verbrachte viel Zeit in der Natur und war von der heimischen Tier- und Pflanzenwelt fasziniert. Seine frühe Begeisterung entwickelte sich zum Beruf – oder besser gesagt zur Berufung. Heute ist der Tiroler im Auftrag der Landesregierung und des Vereins WWF im Einsatz und kümmert sich um die Erhaltung und Förderung von sechs Innauen. „Viele Naturparadiese sind durch den Menschen verloren gegangen. Auf die verbliebenen Plätze müssen wir besonders gut aufpassen“, betont Anton Vorauer.
„Die Natur war vor uns hier. Wir sind Besucher auf lange Zeit und sollten uns immer wieder daran erinnern, respektvoll mit der Umwelt umzugehen.“
Schutzgebietsbeauftragter Anton Vorauer
Was zeichnet Innauen aus?
Der Begriff „Innauen“ leitet sich von dem mittelhochdeutschen „Aue" ab und bedeutet so viel wie Wasserwald. Das Unterholz ist üppig ausgebildet, hohe Gräser, Kletter- und Schlingpflanzen sind augenfällig und geben diesen Gebieten ein dschungelähnliches Aussehen. Auwälder zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Tirol und bestehen aus feuchtigkeitsliebenden Baumarten wie Weiden und Erlen.
Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Der Inn schlängelt sich auf 510 Kilometern von der Schweiz durch Österreich bis nach Deutschland. 200 Kilometer des Flusslaufes befinden sich im Bundesland Tirol. Als wichtigster Zubringer der Donau ist die längste freifließende Flussstrecke Österreichs über weite Strecken kanalisiert und verbaut, Auen gibt es nur noch wenige. „Diese dynamischen Ökosysteme sind Reliktstandorte, die immer kleiner werden. In den letzten 150 Jahren ist die Fläche in Tirol von 1.800 auf 200 Hektar geschrumpft. Das ist unser letzter Schatz, den es zu schützen gilt“, erklärt Toni Vorauer, der unter anderem auch die Innauen in Kufstein und Langkampfen betreut. In diesen flussnahen Wäldern kommen einerseits zahlreiche geschützte Pflanzen vor, und andererseits sind es bedeutsame Nist-, Brut- und Aufenthaltsorte heimischer und seltener durchziehender Vogelarten wie des Fischadlers. Zudem ist der Auwald auch ein wichtiger Lebensraum für Biber und Schmetterlinge.
Die Atemzüge der Auen
Bei den Kufsteiner und Langkampfener Innauen, die seit 1985 unter Naturschutz stehen, handelt es sich um sogenannte Trittsteinbiotope, wie Anton Vorauer im Interview erklärt: „Diese Seitenarme sind besonders wichtig, denn sie geben verschiedenen Tierarten die Chance, sich vor den Kraftwerksschwallen zu schützen. Beispielsweise werden Fischlaiche hier nicht ausgewaschen.“ Das Wasser ist das lebensspendende Element des Auwaldes. „Während Überschwemmungen für die Menschen eine Naturkatastrophe darstellen, sind sie die Atemzüge der Auen. Nährstoffreiche Hochwasser düngen den Boden, durchspülen die Gewässer der Auen und schaffen damit die Bedingungen für ein nahezu tropisches Pflanzenwachstum. Perioden, in denen der Wasserspiegel sinkt, bewirken hingegen die Durchlüftung des Bodens.
Details rund um die Kufsteiner und Langkampfener Innauen
- Fläche: 17,6 ha
- Standort: Kufstein, Langkampfen
- Naturschutzgebiet seit 1972
- Bedeutsamer Nist-, Brut-, und Aufenthaltsort für Vögel
- Lebensraum für geschützte Pflanzen und Lebewesen
Artenreicher Lurchweiher
Einen Steinwurf von den Innauen entfernt befindet sich ein weiteres Naturjuwel. Direkt neben der Kletterskulptur auf der Höhe des Innkraftwerks führt ein kleiner Pfad zu einem länglichen Tümpel, der sich mitten im Auwald versteckt. Ein überdachter Steg bietet den Besuchern die Möglichkeit, das Biotop aus nächster Nähe zu beobachten. Auf den ersten Blick scheint die Kulisse des sogenannten Lurchweihers, der seit 1986 unter Naturschutz steht, ruhig und beinahe mystisch. Wer seine Blicke schärft, erkennt die besondere Bedeutung dieses Ortes. Er bildet einen wichtigen Lebensraum für allerlei Amphibien und Pflanzen, die teilweise sogar vom Aussterben bedroht sind. Eine Reihe von geschützten Tierarten, wie etwa Libellen und Frösche, zählen zu den Bewohnern des Biotops. Lurch ist übrigens ein anderes Wort für Amphibie. Damit sind alle Landwirbeltiere gemeint, die sich nur in Gewässern fortpflanzen können.
Bewusstsein für die Natur
Für den Laien ist die Bedeutsamkeit dieser Naturschutzgebiete auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar. Für die einen mag es ein kleiner Wald am Ufer des Inns sein, für die anderen ist es ein Platz, der die Artenvielfalt unserer Erde schützt. Gerade die Artenvielfalt sorgt wiederum für reines Trinkwasser, die Bestäubung von Nutzpflanzen, die Reinigung der Atemluft, die Regulierung des Klimas, die Fruchtbarkeit der Böden … kurzum, für ein lebenswertes Zuhause auf Zeit. Auch das Kufsteinerland legt viel Wert auf die Gestaltung einer lebenswerten Region. Welchen Stellenwert dieser Bereich am Tor zu den Tiroler Alpen hat und was für Initiativen es rund um die Nachhaltigkeit gibt, könnt ihr auf der Website von Kufstein nachlesen. Zudem ist Kufstein der ideale Ausgangspunkt, um das idyllische Naturschutzgebiet Kaisergebirge auf eigene Faust zu entdecken.
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