Endlich wieder erfolgreich tagen

Land & Leute
von Gastautoren
Endlich wieder erfolgreich tagenVoll ausgestattet mit großem Rucksack, Wanderschuhen und windfester Jacke treffe ich Gabi Markl im Weinbergerhaus am Wilden Kaiser. Sie arbeitet seit zehn Jahren für Natopia, einem Verein der sich auf Naturvermittlung und Umweltbildung spezialisiert hat. Und sie ist genau so, wie man sich eine Naturführerin vorstellt: freundlich, unkompliziert und voller faszinierendem Wissen, das sie Interessierten gerne preisgibt. Ich möchte mehr über sie und ihre Verbundenheit zur Natur erfahren und stelle ihr einige Fragen:
„Alles! Jedes Graserl und jeder Stengel. Alles was wächst und sich bewegt interessiert mich. Der Prozess von der Blüte bis zum Samen begeistert mich. ´Wo kommt es her?, Was wird daraus?´ sind Fragen, die ich mir immer selbst stelle. Mit mir ist es nicht leicht, in der Natur schnell voranzukommen (lacht). Kaum entdecke ich etwas, das ich nicht kenne, wird meine Neugier geweckt.“
„Ich veranstalte für Schulklassen Naturführungen im Kufsteinerland. Es ist mir besonders wichtig, den Kindern spielerisch aufzuzeigen, wie bedeutend der Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist. Und ich kann auch viel von ihnen lernen. Sie sind wissbegierig, entdeckungsfreudig und sehen die Natur aus einem anderen Blickwinkel.
Nach dem kurzen Interview starten wir in die Natur. Und es ist genau so, wie Gabi gesagt hat: Die Naturpädagogin lässt ihre Blicke schweifen. Sie wandert mit allen Sinnen durch die Natur. Aber welche Spuren entdeckt man eigentlich am Wilden Kaiser? „Von Haaren am Zaun bis hin zu abgebissenen Blättern, von Schlafplätzen, Mäusegängen, bis hin zu Losungen und Insektenlarven gibt es hier heroben einiges zu erforschen.“
Kaum betreten wir einen kleinen Hügel, hören wir Gabi: „Kreuzblume, Huflattich, Leberblümchen, Frühlingsenzian, Schneerose und Himmelsschlüsselblume“. Wir sind begeistert und sehen uns die Pflanzen näher an.
„Das Buschwindröschen und die Leberblume sind giftig“, sagt Gabi, packt ein foliertes rotes Kärtchen aus und legt es daneben hin.
„Die Trollblume steht ebenso wie die Schneerose unter Naturschutz. Wenn ich Wanderer erwische, die einen Strauß in der Hand haben, weise ich sie darauf hin. Denn: Was geschützt ist, gehört in die Erde!“, sagt Gabi nachdenklich.
Die Trollblume (Trollius europaeus) ist eine Pflanzenart aus der ca. 30 Arten umfassenden Gattung der Trollblumen. Diese gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die europäische Trollblume ist die einzige in Europa heimische Art der Trollblumen. Trivialnamen sind z. B. Goldköpfchen, Butterblume, Butterkugel (Ankenbollen), Budabinkerl, Butterrosen, Kugelranunkel oder Natter(n)knöpfe. Sie wurde zur Blume des Jahres 1995 gewählt. (Quelle Wikipedia)
Mehr über die Trollblume auf Wikipedia erfahren
Der Blickwinkel verändert sich, wenn man bewusst durch die Natur marschiert. Unsere Augen sind auf den Boden gerichtet. „Ist das hier ein Mausgang?“, frage ich Gabi. „Ja, Mäuse graben immer knapp unter der Erdgrenze. Wenn der Schnee schmilzt, fällt der Gang oft zusammen und wird für uns ersichtlich“, klärt mich Gabi auf.
Etwas weiter entdecken wir eine Losung: „Das sind Hasenbemmerl“, Gabi nimmt es in die Hand und verrät: „Das ist nicht giftig, der Hase frisst ja nur Gräser.“
Weiter geht es zu einem Baum, wo uns die Naturliebhaberin aufmerksam macht: „In den spitzen Knospen der Buche befinden sich einige Schutzschichten. Schält man diese behutsam ab, kann man in jeder Knospe mindestens vier bis fünf kleine Blätter erkennen. Es ist wie ein kleines Wunder. Der Baum benötigt extrem viel Kraft, damit er tausende Blätter produzieren kann“, erzählt Gabi.
Langsam aber sicher wandern wir Meter für Meter weiter. Gabi hebt einen Zapfen vom Boden auf, es ist ein Fichtenzapfen: „Wenn die Schuppen eingerissen sind, kann man davon ausgehen, dass ein Fichtenkreuzschnabel am Werk war. Er schlitzt mit seinem verbogenen Schnabel die Schuppen auf und zieht Samen heraus.“
Ein Baumstumpf erregt unsere Aufmerksamkeit: „Das sind die besten Bruthöhlen für Wildbienen – sogenannte Wildbienenhotels. In den Röhren legen die Bienen ihre Brut hinein.“ Spannend, was man hier im Naturschutzgebiet des Kufsteinerlandes alles erspähen kann, wenn man den Blick zum Detail besitzt.
Übrigens, klärt uns Gabi auf: „Am Wilden Kaiser blühen knapp 20 verschiedene, heimische Orchideen. Hier finden sie beste Bedingungen vor: Das Klima, der Boden und die Höhenlage sind optimal!“ Am Weg zurück in Richtung Weinbergerhaus stelle ich Gabi noch meine letzten Fragen.
„Ja, der Trend der Zeit ist es, naturbewusster zu werden. Es gibt immer mehr Interessenten für Naturführungen und auch Wanderer gehen mit der Natur sensibler um. Das ist auch schön so, immerhin ist man wie hier im Naturschutzgebiet Gast im Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere.“
„Ja, die Umweltarbeit mit den Kindern ist enorm wichtig. Das Feedback der Eltern ist mehr als positiv. Die Kleinen merken sich punktuelle Sachen und geben das Gelernte weiter. Auch als Erwachsener kann man sich von Kindern so einiges abschauen.“
„Letztes Jahr hat mich der Opa eines Kindes angerufen und sich bei mir dafür bedankt, dass ich seinem Enkerl so viel gelernt habe. Das sind extrem schöne Situationen. Oder wenn ich Jugendliche aus der Stadt treffe, denen ich im Kindergarten die Natur näher gebracht habe. Sie grinsen mich schon von Weiten an und schwärmen über die tollen Erlebnisse im Wald. Und wenn ich dann bekannte Gesichter bei den Naturführungen wiedersehe weiß ich, dass ich etwas gut gemacht habe.“
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