Die Krippe
Eine Tradition, die lebt.
Alljährlich veranschaulichen Weihnachtskrippen das religiöse Ereignis von Christi Geburt.
Auch bei uns im Kufsteinerland haben sich viele Menschen dem Handwerk des Krippenbaus versprochen und errichten wunderbare Einzelstücke, die in der Weihnachtszeit die Häuser zieren.
Wir haben uns auf den Weg gemacht und diese besondere Tradition unter die Lupe genommen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Am besten beginnen wir mit einer Geschichte, die den meisten bekannt sein dürfte. Alleine aufgrund des weit bekannten Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“.
Die Hl. Maria – hochschwanger –mit Josef an ihrer Seite, auf der Suche nach einer Herberge. Da die beiden unter ärmsten Verhältnissen leben und kein Wirt dazu bereit ist, sie bei sich aufzunehmen, finden sie Unterkunft in einem Stall, welchen Maria und Josef neben einer Herberge entdecken. In dieser Nacht wird er geboren: Jesus Christus. Auf Heu. Zwischen Ochs und Esel.
Der Evangelist Lukas berichtet als erstes von der Geburt Jesu:
„Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgebornen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in seine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
(LK 2, 4-7)
Unzählige Überlieferungen dieser Geschichte existieren, doch in einem Punkt sind sich alle einig:
Franz von Assisi ist es zu verdanken, dass der Brauch überhaupt überlebt hat. Er forderte die Menschen ab dem Jahr 1223 auf, die biblischen Krippenszenen nachzuspielen. (Bereits damals mit Ochs und Esel, was wir ziemlich niedlich finden.)
Die Kernbotschaft der lebendigen Krippe: Gott wurde als „normaler“ Mensch unter ärmsten Verhältnissen geboren.
Dazu sollte die Krippe daran erinnern, dass Solidarität und Nächstenliebe zum Christsein gehört. Im 17. Jahrhundert fand die Grippe dann Einzug in die guten Stuben der Bevölkerung.
Nun aber zum eigentlichen Thema: dem Krippenbau
Krippler. So werden jene Menschen genannt, die Krippen errichten.
1860 wurde im Pitztal der erste Krippenverein gegründet, heute gibt es in Tirol bereits 80 (!) Ortsvereine mit knapp 6.500 Mitgliedern. Eine beachtlich hohe Zahl! Im Kufsteinerland-Idyll Langkampfen dürfte eine besondere Passion für den Krippenbau entstanden sein, hat das Feriendorf doch eine Krippenbaukarriere von 14 Jahren hinter sich und 184 Krippenfreunde! Dieses Detail erfuhren wir übrigens vom Krippenvereinsobmann Josef Luchner – zu ihm kommen wir gleich noch.
Die Krippeler in Langkampfen treffen sich an 2 Abenden in der Woche und tüfteln gemeinsam mit verschiedensten Materialien an ihren Meisterwerken. Darunter zählen Holzarten wie Spanplatten und Altholz, auch Kork, Wurzeln, Rinden und Steine sind beliebte Elemente, die auf Krippen zu finden sind. Freiwillige und erfahrene Helfer sind vor Ort, um die Krippenbauer bei der Realisierung zu unterstützen.
Von der Grundplatte bis zum fertigen Werk vergehen 3 Monate. Das erklärt auch, warum diese Tradition so besonders ist: eine Massenanfertigung von handgemachten Krippen wird es NIE geben.
Bevor jedoch mit dem „Bau“ begonnen wird, muss sich der Krippeler entscheiden, in welchem Stil die Krippe schließlich erbaut werden soll:
So gibt es die orientalische Version, bei welcher anhand von Grotten, Höhlen und Türmen der Geburtsort Jesu in Szene gesetzt und nachgebaut wird, ganz im Charakter von Israel. Oder die heimische Version, wobei hier die Krippen oftmals als Bauernhäuser dargestellt werden und Jesu im angrenzenden Stall geboren wird. In der Tiroler Kultur gilt ein „Stall“ als freistehender oder angrenzender Schuppen. Und als Hintergrund dient hier – wie sollte es auch anders sein – die mächtige Kulisse der Alpen.
Johann Luchner | Obmann vom Krippenverein Langkampfen schenkte uns seine Zeit für ein kleines Interview über seine Leidenschaft:
Herr Luchner, erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihre Rolle als Obmann des Krippenvereins.
„Gegründet wurde der Krippenverein am 2. November 2002 – mittlerweile zählen jedoch 184 Krippenfreunde zu unserer Gemeinschaft. Als Obmann verfolge ich das Ziel, das jede Familie in Langkampfen eine Krippe besitzt! Dazu zählt zu meinen Aufgaben natürlich auch, das Interesse am Krippenbau über die Ortsgrenzen hinaus zu wecken.“
Gibt es beim Aufstellen der Krippen Regeln?
„Vorschriften gibt es keine, nein. Manche stellen die Krippe zum Beispiel bereits am Anfang der Adventszeit auf, andere erst ganz kurz vor Weihnachten. Die einen räumen sie dann am Dreikönigstag weg, die anderen lassen sie bis Maria Lichtmess stehen. Die Anordnung der Figuren ist prinzipiell jedem selbst überlassen. Allerdings gibt es ein paar Punkte, die beachtet werden sollten:
Das Jesuskind soll nicht vor dem Hl. Abend in der Krippe platziert werden. Die hl. Maria kniet auf der rechten Seite des Kindes, Josef steht zu seiner Linken. Ochs und Esel werden traditionell hinter der Familie platziert, die Hl. 3 Könige erst ab dem Dreikönigstag.“
Faszination Krippenbau – was macht sie aus?
„Für einen passionierten Krippler wie mich ist es das schönste Hobby der Welt! Die handwerklichen Tätigkeiten, die große Auswahl an zu verarbeitenden Materialen, wie Altholz, Spanplatten, Stein, Kork oder Rinden, ist stets eine große und spannende Herausforderung. Den letzten Schliff, bevor die Krippe fertig ist, bildet die Krippenbotanik. Ein Fleckchen Moos hier, ein Ast dort und Bäumchen, die liebevoll in die Landschaften integriert werden. Das macht die Krippe erst richtig lebendig. Die kleinen, aufwendigen Details, wie zum Beispiel Lagerfeuer, Lichter oder Brunnen machen das Gesamte letztendlich aus. Die Leidenschaft zum Krippenbau wächst von Krippe zu Krippe. Alltagsstress und Sorgen sind während dem Bauen plötzlich vergessen.“
Hat eine Ihrer Krippen einen besonderen Stellenwert bei Ihnen?
„Ich habe mit meiner Krippenkarriere in den 70iger Jahren begonnen und bis heute 25 kleinere und größere Krippen errichtet, die sich zum größten Teil in den Häusern meiner Bekannten und Verwandten befinden. Einen besonderen Stellenwert nimmt die orientalische Krippe für die Familie meiner Tochter ein, da es mir gelang, ihre Vorstellungen detailgetreu umzusetzen. Man lernt beim Krippenbau einfach nie aus!“
Bei so viel Begeisterung packt einem selbst die Lust am Krippenbau!
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