Das 1x1 der Kletterausrüstung
Tipps von Kletterer Gebhard Bendler
Er hängt liebend gerne in den schroffen Felsen des Wilden Kaisers. Und das schon seit er zwölf Jahre alt ist: Gebhard Bendler ist in der Kufsteiner Kletterszene schon ein bekanntes Gesicht. Mit seiner jahrelangen Erfahrung (mittlerweile sind es 21 Jahre!) weiß er ganz genau, auf was man bei der Kletterausrüstung achten sollte. Seine hilfreichen Tipps zum Equipment haben wir in einer Checkliste zusammengefasst.
Die Checkliste der Wichtigsten Dinge im Überblick:
- Schuhe
- Bekleidung
- Klettergurt
- Helm
- Seil
- Karabiner
- Magnesiumbeutel
- Sicherungsgerät
Die Schuhe – für den Halt am Fels
Es gibt sie in allen möglichen Farben, zum Schnüren, als Slipper oder mit Klettverschluss: Die Auswahl der Kletterschuhe ist riesig. Doch vor dem Kauf sollte man einige Dinge beachten. „Es geht nicht um das Aussehen, sondern um den Grip am Fels“, betont Gebhard. Beratung ist ebenso wichtig, wie das richtige Feeling im Schuh. Dazu gibt es eine Faustregel: „Sportkletterer im Klettergarten benötigen im Durchschnitt bei den Schuhen zwei Größen kleiner als normal. Im Fels ist präzises Ansteigen das A und O. Im alpinen Gelände reicht es, wenn man die Schuhe eine Größe kleiner nimmt, weil man dort in der Regel in viel längeren Touren unterwegs ist. Einen Tag lang in zu engen Schuhen hält niemand aus. Da ist der Komfort einfach wichtiger. Gebhard Bendler bevorzugt Kletterschuhe zum Schnüren und besitzt rund 5 Stück.
Die Bekleidung – gerüstet für alle Fälle
Für längere Touren im alpinen Gelände empfiehlt Bergführer Gebhard Bendler eine lange Hose: „Man reibt sich den Fuß oder das Knie an der Wand nicht so leicht auf und verhindert kleine Verletzungen“. Im Hochsommer trägt er aber selbst oft kurze Hosen bei kleineren Touren. Materialien gibt es wie Sand am Meer: „Heute im Klettergarten habe ich meine Baumwollhose ausgepackt. Wenn ich aber beim Alpinklettern im Wilden Kaiser bin, trage ich meist eine Softshellhose, weil sie wasserabweisend ist und schnell trocknet. Ein riesiger Vorteil, wenn man in unvorhergesehene Regengüsse oder Gewitter kommt.“ Ob man obenrum ein T-Shirt oder ein Longsleeve anhat, das hängt von den Temperaturen ab und bleibt einem selbst überlassen. „Ich habe gute Erfahrungen mit Merino Wolle gemacht, weil der Stoff geruchsneutral ist und ebenso wie Softshell schnell trocknet“, verrät Gebhard Bendler
Der Tipp vom Profi: Eine leichte Goretex-Jacke sollte man beim Alpinklettern immer dabei haben. Die Materialien sind heutzutage so dünn, dass man sie zusammengelegt am Klettergurt kaum spürt.
Der Klettergurt – Equipment an der Hüfte
Komfort ist eine Sache. Sicherheit die andere. Gebhard Bendler klärt uns über die verschiedenen Arten auf: „Fürs Sportklettern kann ich einen nicht verstellbaren Gurt mit geringem Gewicht empfehlen. Für das Alpinklettern hingegen, wo du den ganzen Tag im Gurt unterwegs bist, sind bequeme Gurte mit breiten Bändern zu empfehlen.“
Der Helm – Sicherheit für den Kopf
Beim Alpinklettern ist ein Helm unter allen Umständen Pflicht. Er schützt nicht nur bei Stürzen, sondern vor allem vor Steinschlag. „In einer 300 Meter Wand kann ein kleiner Stein die Wirkung eines Projektils erreichen“, klärt Gebhard Bendler auf.
Das Seil – von Halbseil bis Einfachseil
„Für längere Touren empfehle ich zwei Halbseile, das sind zwei dünne Seile. Falls ein Seil durch Steinschlag zerstört wird, hat man immer noch eines auf Reserve. Das bedeutet doppelte Sicherheit! Außerdem hat das Halbseil beim Abseilen Vorteile: Man kann die gesamte Länge benutzen. Ein Halbseil sollte 50 oder 60 Meter lang sein, ein Einfachseil zum Sportklettern im Klettergarten 70 Meter“, so der Hobbykletterer.
Die Karabiner – das Sicherungsmittel
Die kleinen Karabiner mit Schnappverschluss verbinden das Seil mit dem Bohrhaken in der Wand. „Im Klettergarten sind ca. 10 Expressschlingen nötig. Ich habe aber immer ein paar mehr dabei für ganz lange Touren oder einfach als Reserve. Beim Alpinklettern, wo es auf das Gewicht ankommt, sollte man zuerst in der Führerliteratur nachschauen, wie viele empfohlen werden. Bei vielen moderneren Touren wird das angeführt. Für leichte, alpine Klassiker reichen oft schon 5 Expressschlingen aus“ meint der Bergexperte.
Der Magnesiumbeutel oder der Chalkbag
Ein treuer Begleiter vor allem im Klettergarten: „Um den Handschweiß aufzusaugen ist das Magnesium im Chalkbag wichtig. Der Schweiß bildet einen Schmierfilm zwischen Hand und Felsen und man rutscht ohne Magnesium viel leichter ab und verliert den Halt. Bei leichteren Alpintouren mit großen, wasserzerfressenen Griffen muss er nicht unbedingt dabei sein. Da ist der Fels so rau, dass man auch ohne einen guten Halt hat“ Der Chalkbag wird an der Hüfte getragen, damit man mit nur einem Griff das Magnesium auf seinen Fingern hat.
Das Sicherungsgerät für alle Fälle
Das Sicherungsgerät unterstützt vier Funktionen: „Beim Vorstiegssichern gibst du damit das Seil aus, beim Sichern eines Nachsteigers holst du das Seil ein. Weiters wird der Sturz eines Kletterers damit abgefangen und der gestürzte Kletterer kann kontrolliert abgeseilt werden.“
Alles dabei?
Alle To Do´s der Checkliste abgehakt? Dann kann es raus ins freie Gelände gehen. Am Wilden Kaiser warten spannende Touren mit sensationellen Fernblicken. In diesem Sinne: Glück auf und Berg Heil!
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