Die „etwas andere“ Hütte im Kufsteinerland
Das Hans-Berger-Haus am Wilden Kaiser
Eigentlich ist es eine Almhütte inklusive Bergsteigerschule am Wilden Kaiser. Aber was man im Hans-Berger-Haus alles erlebt, kann man kaum in Worte fassen. Neben der Gipfelbibliothek, den Ladies-Kletterkursen und den Kochworkshops, ist es vor allem die unbändige Natur und die Herzlichkeit der Gastgeber, die Wanderer dort oben verzaubert. Hüttenwirtin Silvia Huber gibt Einblick in das Leben am Berg und den vielen Highlights, die ein Besuch bei ihr mit sich bringt.
Die Geschichte der speziellen Berghütte
Auf den ersten Blick ist Silvia Huber vom Hans-Berger-Haus nur Hüttenwirtin. Wer jedoch in der urigen Hütte auf 936 Meter Höhe schon einmal eingekehrt ist, der weiß, dass da noch viel mehr dahinter steckt. Seit ihrer Kindheit – genauer gesagt seit sie sechs Jahre alt ist – lebt sie hoch oben in den Bergen, führt die Bergsteigerschule ihres verstorbenen Vaters weiter, verwöhnt ihre Gäste mit Köstlichkeiten und lockt mit ihren außergewöhnlichen Ideen immer mehr Wanderer an. Da wären zum einen Kletterworkshops nur für Damen, Kochkurse, Schreibwerkstätten oder die höchstgelegene Gipfelbibliothek, die Silvia Huber im Hans-Berger-Haus anbietet. Und das alles mitten am Wilden Kaiser! Aber jetzt von vorne.
(Kletter)-Ladies first
Schon als kleines Kind kraxelte die quirlige Hüttenwirtin mit ihrem Papa an den Felsen ihres Heimatberges am Wilden Kaiser. Aufgewachsen am „schönsten Platzl“, wie Silvia Huber meint, fiel ihr schon in jungen Jahren eines auf: „Ich hatte nur männliche Kletter-Freunde hier heroben am Berg“. Aber warum ist das eigentlich so?, fragte sich die leidenschaftliche Kletterin. Ganz nach dem Leitsatz „mehr Frauen in die Berge“ entstand die Idee für reine Damen-Kletterkurse. „Frauen sind geschickt am Fels, geben aber oft den Männern den ´Vorstieg´“, beobachtete die Hüttenwirtin bei geführten Touren. Ein Grund mehr, ihre Idee umzusetzen.
Seit einiger Zeit heißt es jährlich bis zu fünf Mal: „Ladies, rein in den Klettergurt und rauf auf den Fels“. Und die Teilnehmerinnen sind begeistert. „Das Klettern an sich ist hier am Kaiser wahnsinnig schön. Aber in den Kursen geht es um viel mehr. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt, Ängste werden bewältigt und zum Schluss sind alle stolz und zufrieden“, erzählt Silvia Huber.
Kochen lernen auf 936 Höhenmetern
Einmal im Jahr, zu Beginn der Saison, wird am Hans-Berger-Haus auf 936 Höhenmetern der Kochlöffel geschwungen. Nein, nicht nur für den Koch, sondern auch für die Gäste – zumindest die Teilnehmer des Kochkurses. Unter dem Motto „Erdige Küche, wilde Wege“ werden bei einer Wanderung die Kräuter am Wegesrand eingesammelt und dann gleich in der Küche verarbeitet.
Daraus entstehen herrliche Girschknödel oder ein frischer Brennnesselspinat. „Der Kochkurs ist immer sehr schnell ausgebucht. Wer nächstes Jahr dabei sein will, sollte sich bald bei uns melden“, grinst Silvia.
Wandern mit Wissen
Wer denkt eine Bibliothek gibt es nur im Tal, war noch nie am Hans-Berger-Haus. Dort finden Bücher aus aller Welt in den Schränken und an den Tischen genug Platz, um von den Gästen verschlungen zu werden. Neben „Die Wand“, „Der letzte Schamane“ oder „Versunkenes Land“ gibt es zahlreiche andere Werke, die gerne von den Gästen gelesen werden.
„Wandern mit Wissen, eben“, so wie es Silvia Huber beschreibt, die nebenbei mit ihrer Freundin und Kinderbuchautorin Brigitte Weninger biografische und literarische Schreibseminare und eine Textwerkstatt anbietet.
Projekt Gipfelbibliothek
Nicht nur der Fels, sondern auch die Bücher haben es Silvia Huber angetan. Denn die Bücherei am Hans-Berger-Haus ist nicht ihr einziges literarisches Projekt. Unter dem Namen „Die Gipfelbibliothek“ gab sie ihren Bergführern 20 Bücher in wind- und wasserfesten Säcken mit, die auf verschiedenen Gipfeln – vom Totenkirchl, bis zum Ellmauer Halt oder dem Kleinen Hall – platziert wurden. Für den Finder steht eine Notiz dabei: „Das ist ein Buch der Gipfelbibliothek. Als Finder musst du es zuerst lesen, dich dann bei uns melden und an einen anderen Gipfel bringen“. Ab dem Zeitpunkt sind die Bücher gewandert. Vom Wilden Kaiser auf den Hochkönig, in die Brenta oder sogar nach Südafrika. „In den ersten Jahren haben mich immer wieder Wanderer angerufen, in letzter Zeit reißt das ein wenig ab. Trotz allem schicke ich regelmäßig Bergführer mit weiteren literarischen Werken auf die Gipfel“, erzählt Silvia Huber lächelnd.
Oder doch einfach nur essen?
Neben dem vielen Drumherum vergisst man fast auf das Wesentliche: die kulinarischen Highlights des Hans-Berger-Hauses. Und davon gibt es laut Silvia Huber viele. Ein Mastochsenbraten vom Kaisertaler Almochsen oder doch frisch duftender Spinatknödel mit Parmesansplitter? Die Produkte kommen auf jeden Fall aus der Region, das ist Silvia wichtig. Apropos Regionalität. Direkt vorm Haus grasen Kühe, die künftig auch mal auf den Teller kommen. „Es ist schön, wenn man weiß von wo es herkommt. Mit einem Blick durchs Küchenfenster sehe ich mein nächstjähriges Bradl in der Wiese grasen“, schmunzelt Silvia Huber.
(Fast) alle Wege führen zum Hans-Berger-Haus
Die kürzeste Wanderung zum Hans-Berger-Haus dauert gut zwei Stunden. Der zehn Kilometer lange Weg startet beim Kaisertalparkplatz und führt über Schotterwege und Forststraßen bis zur Erlebnis-Hütte auf 936 Meter Höhe. Die Route eignet sich auch perfekt für Familien mit Kindern.
„Man kann sich viele Fotos über unser Haus und die Umgebung ansehen, aber wer die Natur in allen Facetten spüren möchte, der muss einfach raufkommen“, sagt Silvia Huber abschließend und legt sich auf ihr „Himmelbett“, einem Platz auf der Almwiese und schaut in den Himmel.
0 Kommentar(e)
Mehr Kommentare