Kufsteinerland

Wenn die KRAFT der Natur inspiriert, entsteht immer etwas GroßARTiges

Thiersee - einst Hollywood in den Alpen!

Ich sitze am Thiersee und genieße die anmutige Ruhe. Ein wahrhaft idyllischer Platz. Der See glitzert im Angesicht des markanten Hausberges, dem Pendling. Das gemütliche Dorf auf dem Hochplateau rahmt den See ein. Die Natur beschenkt uns hier mit einem ganz speziellen Platz – wir spüren regelrecht die besondere Energie dieses Kraftplatzes.

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Das Seeufer des Thiersees mit Blick auf den Pendling

Mein Blick schweift über das Passionsspielhaus nahe am See. Inspiriert von diesen Naturkräften legte die Bevölkerung von Thiersee bereits 1799 ein Gelübde zum Passionsspiel ab. Dieses Gelübde beschützte das Tal vor Kriegswirren. 1926 baute man aufgrund dieser Tradition das Passionsspielhaus. Während des 2. Weltkrieges diente dieses Haus als Materiallager und Gefangenenhaus.

Einmal pro Monat führe ich hier Gäste und Einheimische auf eine faszinierende Zeitreise um den See. Eine Zeitreise zurück in die Jahre 1946 bis 1952. In dieser Zeitspanne verwandelte sich das beschauliche, völlig verarmte Dörfchen in der Nähe von Kufstein zur bedeutendsten Filmmetropole in Europa. Wie kam es dazu? Ja, das ist wirklich spannend:

Der Schrecken des 2. Weltkrieges saß noch tief in den Herzen der Bevölkerung. Die ersten Nachkriegsfilme entführten die Menschen in eine heile Welt. Eine Welt der Sehnsüchte und der Liebe – eine Welt, in der man die Grausamkeiten des Krieges vergessen konnte.

Die Tiroler Bergwelt war schon damals beliebte Filmkulisse für die Freiluftaufnahmen solcher Filme. Während der Außendreharbeiten in der Innsbrucker Region suchte der Regisseur Eduard Wieser für seinen ersten Nachkriegsfilm nach einem passenden Gebäude, das als Filmstudio dienen sollte. Der junge, vielseitige Requisiteur, Hubert Koffou aus Kufstein, hatte die Idee, dass eventuell das heruntergekommene Passionsspielhaus für diese Zwecke passend sein könnte. Er kümmerte sich um den Kontakt zwischen Bürgermeister und Regisseur. Der damalige Bürgermeister mit seinem Team erkannten darin die Chance für einen wirtschaftlichen Aufschwung von Thiersee.

Mit vereinten Kräften der Bevölkerung, viel Eigenarbeit und Zuversicht und sogar Unterstützung von umliegenden Firmen aus der Region Kufstein (sie stellten diverses Material auf Lieferschein zur Verfügung) wurde das Passionsspielhaus 1946 in Windeseile auf Vordermann gebracht. Schnell verflog auch die anfängliche Ablehnung bei manchen Einwohnern gegen das „sittenlose Filmteam“. Viele Einheimische fanden bei den Filmproduktionen Arbeit als Bühnenbildner, Techniker, Komparsen, Statisten, u.v.m.

Weiteres bedeutete es ein enormes Aufleben der heimischen Gastronomie und Beherbergungsstätten. Die Wirtschaft in Thiersee blühte auf! Die Filmteams fühlten sich sehr wohl in der Idylle dieses schönen Ortes.

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Wintermelodie

In den Jahren 1946 bis 1952 wurden 18 Spielfilme in Thiersee produziert.

Die Filmproduktionsfirmen stammten aus Österreich, Deutschland, Schweiz und Frankreich. Der erste österreichische Nachkriegsfilm hieß „Wintermelodie“ – eine heitere Liebesgeschichte im Skifahrermilieu.

4 junge Männer werben um die Gunst einer Skirennläuferin. Alle vier Burschen holen sich die Ratschläge aus dem Büchlein „Das Glück mit den Frauen“. Dabei kommt es zu turbulenten Ereignissen.

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Das doppelte Lottchen

1949 erschien das berühmte Buch von Erich Kästner „Das doppelte Lottchen“.

Diese erfolgreiche Geschichte wurde bald darauf verfilmt. Erich Kästner verfasste sogar selber das Drehbuch dazu. 1951 wurde dieser erfolgreiche Film in Thiersee und Umgebung gedreht und erhielt die Auszeichnung „1. Deutscher Filmpreis“.

Eine weitere Neuheit gab es 1951 mit dem Film „Blaubart“. Es handelte sich hier um die erste deutsch-französische Farbfilmproduktion.

Spannend und amüsant waren zu dieser Zeit auch der Einfallsreichtum und das Improvisionsgeschick bei den Dreharbeiten.

Hier einige Beispiele:

  • Nach dem Krieg mangelte es an allen Ecken und Enden! So zauberte die Schneiderin aus einem alten Vorhangstoff, einem Badeanzugoberteil und einem Gummiriemen das benötigte Ballkleid für die Hauptdarstellerin.
  • Für eine Filmszene benötigte man einen edlen Rappen, der durch eine weiße Winterlandschaft ritt. Da es in Thiersee keinen Rappen gab, musste sich ein Schimmel mehrmals einer Farbkorrektur hingeben. Schwarze Farbe machte man aus dem Schimmel einen Rappen.
  • Unerwartete Schneeschmelze im Winter führte dazu, dass die Winterlandschaft mit Gips, Mehl und Kreide imitiert wurde.

Der berühmte Schauspieler Paul Hörbiger erlangte in Thiersee die Auszeichnung zum „besten Hechtfischer“. Im Morgengrauen vor den Dreharbeiten liebte er es bereits mit dem Boot auf den See hinauszufahren. Er verstand es meisterlich große Hechte zu fangen.

Wer noch mehr Details über "Hollywood in den Alpen" wissen möchte, folgt mir bei einer geführten Tour entlang des Film-Themenweges rund um den Thiersee. Es gibt noch viele, weitere faszinierende Infos.

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