Kufsteinerland

Dolce Vita in Kufstein

Für fast alle zählt Eis zur Lieblingssüßigkeit!

Bei meiner Tochter kann es auch schon mal vorkommen, dass die Frage nach einem Eis bereits nach dem Frühstück gestellt wird. Heute gibt es sogar eine Ausnahme, denn zu meiner Recherche nach den Eisdielen in Kufstein starten wir bereits morgens. Da ist sie gerne dabei!

Eis_Bellagio_Eiswaffeln
Kufstein hat einiges zu bieten was leckeres Eis betrifft.

Udo`s Eisparadies

Unsere erste Station ist der Untere Stadtplatz. Hier befinden sich gleich zwei Eisdielen. Links vom Marienbrunnen ist Udo's Eisparadies beheimatet. Ein echter Traditionsbetrieb seit fünf Generationen. Wir treffen Seniorchefin Silvana, die viel Interessantes über die Familie erzählt.

Mit Peter Sarcletti, geboren im Trentino, begann die lange Eis-Tradition. Er wanderte nach Deutschland aus und war seit 1879 mit seinem Eiswagen in München unterwegs. 1908 wurde erstmals beim Oktoberfest verkauft, er eröffnete verschiedene Eisdielen, die von deren Kinder weitergeführt wurden. Silvana traf den Kufsteiner Udo Plesner, ein Konditormeister, der in Italien die Speiseeiserzeugung erlernte. Die beiden wurden ein Paar und eröffneten 1969 ein Café in Kufstein. Mit der Zeit widmeten sie sich hauptsächlich dem geliebten Eis. Inzwischen führt Sohn Andreas den elterlichen Betrieb, aber auch die Seniorchefin steht noch hinter der Theke und ist immer offen für einen Plausch, wenn es die Zeit zulässt.

Vor lauter interessanter Geschichten hätten wir fast aufs Eis probieren vergessen. Das Sortiment bietet alles – vom Klassiker bis hin zu etwas experimentelleren Sorten, wie z.B. Yogurt mit Gurke, das besonders an heißen Tagen gut ankommt. Das Grundrezept stammt vom Großvater. Mehr als 150 Sorten wurden von der Familie entwickelt, teilweise wurden diese sogar von der Industrie übernommen. Mir fällt folgender Slogan auf: selbstgemacht mit regionalen, frischen Zutaten.

"Ja, die Milch kommt von einem Bauern in Langkampfen und das Yoghurt aus Niederndorf", bestätigt Silvana. Regionalität wird hier großgeschrieben. Immer wieder bekommen sie Beeren von Bauern und verarbeiten diese zu Eis. Wie zum Beispiel das "Moosbeernockeneis". Schade, dass wir die Moosbeerzeit verpasst habe, es muss fantastisch geschmeckt haben! Wir probieren uns durch verschiedene Sorten und sind begeistert! Jetzt verstehe ich, warum der Laden Eisparadies heißt!

Gelateria Bellaggio

Auf der rechten Seite vom Marienbrunnen befindet sich die neue Gelateria Bellaggio. Erst im Mai 2021 wurde sie eröffnet. Das Design des Ladens ist sehr ansprechend, die pastellfarbene Einrichtung ist genau mein Geschmack. Schön ist auch die Terrasse direkt in der Fußgängerzone. Bellaggio ist mehr als eine Eisdiele. Man kann hier frühstücken, es gibt etliche Kaffeesorten, Drinks, Snacks, Kuchen, Smoothies und sogar Kaiserschmarren. Besonders beliebt scheinen die Waffeln zu sein. Schöne Eisbecher ziehen an mir vorbei. Ich treffe die Geschäftspartner Markus & Herbert, die seit Jahrzehnten begeisterte Gastronomen sind. Zu meiner Überraschung wird auch hier das Eis direkt vor Ort selber hergestellt! 2017 haben sie das Eismachen erlernt und die erste Filiale in Wörgl eröffnet. Eine Besonderheit bei Bellaggio ist der selbst geröstete Kaffee. "Im Burgenland gibt es dazu eine eigene Rösterei, die unseren Bellaggio Kaffee herstellt," erzählt Markus. Ich trinke einen Espresso und er überrascht mich positiv, wobei ich eine durchaus kritische Kaffeetrinkerin bin.

Das Angebot der Eisdiele ist riesig und hat einen modernen, urbanen Stil. Es gibt alleine 24 verschiedene Toppings für obendrauf. Auch mit frischen Früchten kann man seine Waffeln "toppen". "Sehr beliebt bei den jungen Leuten sind die Bubble-Waffeln, die man auch gut mitnehmen kann," sagt Markus. Meine Tochter entscheidet sich für ein Fruchteis. Es schmeckt vorzüglich und fruchtig! Bellaggio ist ganzjährig geöffnet. Das ganze Jahr über Eis essen also! "Im Winter gibt es z.B. Punsch Eis & Eierlikör Eis", erzählen die beiden. Auch die Waffeln kann ich mir im Winter gut vorstellen. Eine warme Waffel mit Zimt und Schokolade... ein traumhafter Gedanke!

GelatOK

Eis_GelatOK_ Theke_Team
Gianni & Angela im GelatOK

Weiter geht es Richtung Oberer Stadtplatz, in der Hans-Reisch-Strasse befindet sich die kleine, aber feine Eisdiele GelatOK, die bereits 1998 in Kufstein ihre Pforten eröffnete. Seit April 2021 betreibt ein sympathisches, süditalienisches Paar den ansprechenden Laden. Angela & Gianni sind seit über 25 Jahren im Eisgeschäft tätig. „Ich mache alle Eissorten selber,“ versichert mir Gianni und zeigt mir seine Werkstätte gleich im Anschluss an die Geschäftsfläche. Mir fällt die perfekte Sauberkeit auf. Über 20 Jahre haben sie in Deutschland gelebt. Zuerst im Norden und dann in Bayern. „Aber in Kufstein fühlen wir uns richtig wohl,“ erzählen mir die Beiden.

Die Auswahl unter den unfassbar lecker aussehenden Eissorten in der Kühlung ist gewaltig. Mir stechen das Kufstein Eis und das Mozart Kugel Eis ins Auge. Am liebsten würde ich mich hineinlegen, bleibe aber vernünftig und probiere nur kleine Löffel davon. Alles schmeckt vorzüglich. Sehr leicht lasse ich mich für einen italienischen Aperitivo überreden. Es gibt hier die Klassiker wie Aperol Spritz, Campari Soda und den alkoholfreien Crodino, aber ich probiere die „Bicicletta“ – Crodino mit Prosecco gemischt, schmeckt toll!

Gianni scherzt zwischendurch mit seiner Kundschaft, die Kinder lachen herzhaft. Ein bisschen „Dolce-Vita-Gefühl“ macht sich bei mir bemerkbar. In den Wintermonaten bleibt die Eisdiele geschlossen und da zieht es Angela & Gianni in deren Heimat Apulien zurück. Wir freuen uns auf ein Arrivederci im Frühling!

Eis Café San Marco

Eiscafe San Marco
Diego in seiner Eisdiele

Ganz in der Nähe der Volksschule Stadt befindet sich die nette Eisdiele San Marco. Auch hier fühle ich mich fast wie in Italien. Es wird italienisch gesprochen und ich trinke einen perfekten Espresso an der Bar. Diego & Rossella stammen aus Belluno im Veneto und sind in den 90-er Jahren nach Hamburg ausgewandert. Nach vielen Jahren in Deutschland hat es sie 2010 nach Kufstein verschlagen, wo ihre Kinder groß geworden sind. Deren Tochter hat die "Eis-Leidenschaft" übernommen und eine weitere Eisdiele in Wörgl eröffnet. Ein echter Familienbetrieb, wo jeder anpackt. Meine Tochter entscheidet sich für die Eissorte "Kinder Bueno" und meine Wahl fällt auf Tiramisu-Eis. Herrlich! Alles sieht unglaublich lecker aus. "Der Renner im heurigen Sommer ist Mascarpone-Joghurt-Erbeer-Cookie-Eis", erzählt Diego. "Aber auch spezielle Kreationen wie Caramel mit Salz kommen gut an. Alles selbst gemacht," betont Diego.

Caramel mit Salz klingt spannend, davon muss ich noch einen kleinen Löffel probieren. Ich bin positiv überrascht!
Diego erzählt Interessantes über seine Heimatstadt Belluno. Tausende Menschen wanderten aus dem damals armen Belluno ins nördliche Europa aus um Eiscafés zu eröffnen. Besonders nach dem Ersten Weltkrieg zog es viele fort, großteils zu Fuß über die Alpen. Diese Geschichten faszinieren mich und gerne trinke ich noch einen Prosecco. "Das ist ein echter aus der Prosecco-Gegend", versichert mir Diego.

Die Täler um Belluno werden auch "Tal der Gelatieri - Tal der Eismacher" genannt. Später lese ich im Internet nach, dass rund zwei Drittel der Eisdielen-Besitzer in Deutschland aus dem "Tal der Gelatieri" stammt. Wie viele Geschichten hinter einem Eis stecken können. Das Eis Café schließt nur kurze Zeit in der kalten Jahreszeit. Meist geht es Mitte Februar mit den ersten wärmeren Sonnenstrahlen wieder los!

Mein Fazit

In allen vier Eisdielen, die ich für diesen Blogartikel besucht habe, hat das Eis wunderbar geschmeckt. Gut, dass ich mich nicht auf eine festlegen muss! Jeder Laden hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Konzept und vor allem seinen ganz eigenen Charme.

Eines finde ich interessant. Alle haben das Eismachen ursprünglich in einer italienischen Eismanufaktur in Deutschland gelernt, bevor sie sich in Kufstein niedergelassen haben. In einer Kleinstadt wie Kufstein sind vier Eisdielen nicht wenig, aber eines ist sicher, Eisdielen kann es nie genug geben!

0 Kommentar(e)

Mehr Kommentare
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. *Pflichtfelder

Das könnte Sie auch interessieren