Kufsteinerland

Vorbereitung auf eine teuflische Zeit, die Perchtenzeit

Zu Besuch im „Kammal“ der „Dompfpass“ Thiersee

Was ich schon immer genauer wissen wollte; über „Glockinger“, „Tamperer“, „Bratschenbinden“ und die Tradition der Peaschtn (oder auch Perchten) …

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Dompfpass Thiersee bei einem ihrer Auftritte

Ich habe die Ehre und das Vergnügen die Peaschtngruppe „Dompfpass“ Thiersee bei Nacht und Nebel in ihrem „Kammal“ zu besuchen. Trotz Beschreibung gar nicht so leicht zu finden, das „Vorbereitungszentrum“ der Thierseer Perchten. Endlich entdecke ich den Eingang. Eine steile Treppe geht’s hinunter und mit „Hells bells“ sind dazu bereits noch ziemlich rockige Töne zu hören. Downstairs to hell könnte man meinen. Etwas zögerlich öffne ich die Tür. Aber nicht der wahrhaftige Teufel erwartet mich, sondern junge, nette Burschen sitzen friedlich beisammen. Vor ihnen liegt ein riesiger Berg an getrockneten Maisblättern. Das interessiert mich jetzt natürlich und ich bekomme auf alle meine Fragen Antworten.

Men at work – reine Männersache und „Jeans-Upcycling“:

Eben aus diesen Maisblättern, auch „Bratschen“ genannt, werden die massigen und schweren Perchtenkostüme hergestellt – zwei bis drei neue jährlich. Die „Bratschen“, werden zu kleinen Büscheln gebündelt und nach und nach mit einer großen Nadel an eine ausgestopfte Hose (Jeans-Upcycling so zu sagen) für das Unterteil bzw. an eine Jacke für das Oberteil genäht. Eine immense Arbeit. Schon im Spätsommer wird eine große Fuhre der „Bratschen“ in Oberösterreich eingesammelt und nach Thiersee geliefert. Ab Mitte September beginnt dann das Anfertigen der Kostüme. Von da an treffen sich die Mitglieder des Perchtenvereins zwei- bis dreimal die Woche zu den Vorbereitungen in ihren Räumlichkeiten auch „Kammal“ genannt, um bis Anfang Dezember für ihre spektakulären Aufführungen perfekt gerüstet zu sein.

Die Choreographie: Auch „Tampern“ muss gelernt sein …

Aber auch die Choreographie wird lange vor den ersten Auftritten einstudiert und geprobt. Immer gibt die Hexe mit einem Gänsehaut erzeugenden Dröhnen aus ihrer langen Pfeife den „Startschuss“. Dann setzen sich die schweren Perchten mit ihren wirklich furchteinflößenden Masken in Bewegung. Das ohrenbetäubende „Tampern“ wird durch das Schlagen auf eine Art große Alukanister (ebenfalls lang ausgeklügelte Selbstanfertigungen) erzeugt. Das Läuten der schweren Glocken der „Glockinger“ verbindet das Ganze zu einem höllischen Rhythmus. Gerade dieses Schlagen, „Tampern“, und Trommeln muss abgestimmt und gekonnt sein. Außerdem ist eine ordentliche Portion an Kondition gefragt. Der Rhythmus und der Ablauf sind wichtig für eine sehens- und hörenswerte Perchtenaufführung. Jedem Perchten stehen dann immer auch noch 2 Helfer zur Seite, die beim An- und Ausziehen der Kostüme und dem Auf- und Absetzen der Masken helfen. Ebenfalls Schwerstarbeit.
Übrigens diese ganz besonderen Masken, mit ihren filmreifen Fratzen und langen Hörner, sind richtige Kunstwerke, von speziellen Maskenbauern hergestellt. Meistens angefertigt aus Leder oder Holz, Tierhaaren (z.B. Pferde oder Yakschweife) und oft mit echten Tierhörnern, sind ordentlich teuer und wertvoll und außerdem extrem schwer.

Die Tradition:

Etwa seit dem 19. Jahrhundert gibt es im Alpenraum den Brauch des Perchtenlaufens rund um die Weihnachtszeit. Ursprünglich sollen dabei die bösen Geister ausgetrieben und der Winter gnädig gestimmt werden. In Thiersee wurde der Perchtenverein erst vor 14 Jahren gegründet und die „Dompfpass“ ist somit noch eine sehr junge „Pass“.

Pass? Was? Das bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie eine Gruppe die zusammenpasst und zusammenhält und ist der gebräuchliche Name für Perchtengruppierungen. Derzeit besteht die „Dompfpass“ aus 11 Tamperern, 2 Glockingern , 4 Fellteufeln und der Hexe und genau so wichtig, aus zahlreichen Helfern.

Jährlich Anfang Dezember, rund um die Nikolauszeit, haben sie in Thiersee und den Nachbarorten ihre Auftritte. Dann umwirbeln die Fellteufel die Perchten. Die Hexe tanzt im Feuerschein. Das ganze Spektakel ist eingehüllt in dichten Rauch und dem mitreißenden, lauten Rhythmus der „Tamperer“ und „Glockinger“. Eine einzigartige Stimmung mit Gänsehautgarantie entsteht! Einen dieser Auftritte sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, bevor man zum besinnlichen Teil des Advents übergeht.

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