Zu Besuch auf der Mariandlalm in Thiersee
Kulinarik, Klumper & Küchengeheimnisse
Umgeben von einer Märchenlandschaft aus Schnee liegt eingebettet in das Trockenbachtal die Mariandlalm. Auf 1.250 Metern der perfekte Ort für eine Auszeit fernab vom stressigen Alltag. Damit der Besuch auf der Mariandlalm unvergesslich wird, sorgen nicht nur die Hüttenwirte selbst für Unterhaltung, sondern auch die hölzernen Sportgeräte, mit denen man die Rodelbahn hinunterflitzt. Und natürlich noch vieles mehr... Aber alles der Reihe nach!
Gemütlicher Aufstieg
Los geht`s direkt beim Eingang ins Trockenbachtal. Es geht gleich mit gleichbleibender mittlerer Steigung los, und dies setzt sich die nächsten 1,2 Kilometer so fort. Nach der ersten Serpentine wird die Steigung etwas angenehmer. In Serpentinen geht es zum finalen Teil und ganz oben sehen wir schon die Mariandlalm. Die Wanderung hinauf bis zur Alm ist perfekt für Familien, immer wieder bieten flache Stücke die Möglichkeit zur Pause.
Auszeit in den Bergen
Es ist keine gewöhnliche Almhütte, hier im Trockenbachtal. Und das fällt schon auf, bevor man die Hütte betritt. Der sensationelle Ausblick auf die verschneite Landschaft und die Ruhe der Natur ist atem(be)raubend. Am Fenster stehen zwei Bergschuhe, liebevoll mit Blumen verziert. Mit einem herzlichen Grinser öffnet uns Hüttenwirtin Christine die Türe und holt uns ins Warme. Wir heben die Köpfe und lassen uns von der urigen Stimmung verzaubern.
Dass Christine hier ihre Leidenschaft ausleben kann, das sieht und spürt man sofort. Frische Tulpen zieren die Tische, das Holz im riesigen Kachelofen knistert vor sich hin und an der Wand hängen zwischen den vielen Schals der Fussballclubs Fotos von Gästen und Freunden. Die zwei Hauskatzen haben es sich auf einer Bank gemütlich gemacht und heben nicht mal ihre Köpfchen, um zu sehen wer gekommen ist. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen steigt uns in die Nase.
Ist er zu stark, bist du zu schwach
Während wir uns noch umsehen, fragt Stefan, der Hüttenwirt sogleich: „Welchen Schnaps wollt ihr? Christine erklärt uns: „Jeder Gast bekommt von uns ein Begrüßungsschnapserl. Besonders empfehlenswert ist der Nussschnaps, den wir von der Brennerei Mader beziehen." Nach dem Begrüßungsgetränk machen wir es uns auf einer Bank gemütlich.
Hüttenwirtin Christine erzählt: „Die Alm ist seit Jahren ein Familienbetrieb und wurde von den Gästen nach meiner Mama - Marianne - benannt. Ich bin hier aufgewachsen und als sich meine Mama einen Fuß brach, musste ich ihr helfen. Es war nie so eine Art Lebenstraum, die Hütte zu bewirtschaften, aber nach einiger Zeit habe ich mich in das Hüttenleben verliebt.“, schwelgt Christine in Gedanken. Und eines betont sie immer wieder: „Wir leben hier mit unseren „Gästen“ wie in einer großen Familie. Unsere Stammgäste haben wir ins Herz geschlossen und auch die Fußballclubs besuchen uns in regelmäßigen Abständen“, so Christine. Völlig verständlich, wie wir meinen. Dabei haben wir noch lange nicht alles erlebt…
Pressknödel & Co auf der Mariandlalm in Thiersee
„Ihr seid sicher hungrig“, so die Hüttenwirtin, die in der Küche verschwindet und uns nach einiger Zeit Kaspressknödel mit Salat sowie deftige Bauerngröstl serviert. Alles frisch zubereitet. „Wir haben hier keinen Strom, nur ein Aggregat. Danach müssen wir auch unsere Speisekarte richten. Aber Hüttenklassiker wie ausgezogene Nudeln, Speckknödelsuppe und Kaiserschmarrn gibt’s natürlich“.
Unser persönliches Highlight: der selbstgemachte Apfelstrudel
Nach der Stärkung erhalten wir einen Blick hinter die Kulissen. Christine steht in der Küche und formt mit den Händen einen riesigen Teig, füllt ihn mit Rosinen, Nüssen und Apfelstücken und rollt ihn zu einem Strudel. Gewaltig, dieser ein Meter lange Strudel, den sie vor unseren Augen in den Ofen schiebt. Wahrlich ein Highlight auf der Mariandlalm!
Auf der Alm da gibt`s koa Sünd
Weder kulinarisch, noch trinktechnisch. Wer nämlich vorhat, einen „lustigen“ Abend auf 1.250 Meter Höhe zu verbringen, der findet drei Zimmer mit insgesamt 30 Schlafmöglichkeiten. In Stockbetten und mit herrlichem Ausblick in die verschneite Landschaft, kostet eine Nacht mit Abendessen und Frühstück nur 35 Euro. Und eines können wir bestätigen: Es fällt ziemlich schwer, nicht noch länger „hocken zu bleiben“ bei solch sympathischen Gastgebern! Das wissen auch die Stammgäste, die schon lange nicht mehr einen Tisch reservieren, sondern sich abmelden, wenn sie mal zwei Wochen nicht kommen. „Wir könnten uns ja sonst Sorgen machen“, lächelt uns Christine entgegen.
Talfahrt mit „Klumper“-Abenteuer
Was ist denn bitte ein Klumper? Das haben wir uns des öfteren gefragt vor unserem Besuch auf der Mariandlalm. Stefan löst das Rätsel und zeigt uns einen Klumper. „Es ist ein kleines Holzgerät mit einem Ski, auf dem man sitzend hinunterkurvt. Die Füße sind in der Luft und mit dem Oberkörper lenkt man. Es ist fast so wie Radfahren, je schneller man fährt umso leichter wird’s“. Spannende Geschichte, aber wie kommt man zu solchen Geräten? „Wir sind die einzige Almhütte im Kufsteinerland, die Klumper kostenlos verleiht. Ein Tischler fertigt uns die Geräte extra an und die Ski gehören jährlich ausgetauscht“, informiert Christine, die vor einigen Jahren auf die Wintersportgeräte aufmerksam wurde: „In Südtirol werden regelmäßig Klumperrennen veranstaltet. Wir waren selbst davon begeistert und holten uns die einzigartigen Wintersportgeräte auf die Alm. Sie kommen echt gut an“, grinst Christine.
So schwer es uns auch fällt, aber nach gut zwei Stunden wird es für uns Zeit, die Hütte zu verlassen. Wir schnappen uns ein Gerät, lauschen den Anweisungen und schon geht‘s los! Füße in die Höhe, die Hände unter die Oberschenkel und etwas wackelig bestreiten wir die ersten Meter. Kaum wird es steiler, fällt es uns leichter das Gleichgewicht zu halten.
Und siehe da. Nach rund einem Kilometer fühlen wir uns (fast ganz) sicher, heben die Hände in die Höhe und nehmen richtig Speed auf. Stolz erreichen wir den Parkplatz. Jeder mit einem dicken Grinser im Gesicht. Denn die „Klumperfahrt“ war wohl noch die Krönung von unserem unvergesslichen Tag auf der Mariandlalm. In einem sind wir uns alle sicher: zum Abschied sagen wir zu Christine und Stefan: „Wir sehen uns wieder, versprochen!“
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