Kufsteinerland

In den Wald eintauchen

Waldbaden in Hinterthiersee

Es ist ein schöner Morgen, als ich mit meinem E-Bike von Kufstein nach Hinterthiersee fahre. Ein Frühsommermorgen, wie er im Buche steht. Der Himmel blau mit weißen Haufenwolken, aus den Wäldern steigen Nebelfetzen auf, die Feuchtigkeit des Regens der letzten Nacht steigt nach oben. Es ist noch angenehm kühl. Ca. 40 Minuten später treffe ich am Dorfplatz in Hinterthiersee ein.

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Nach ein paar Schlucken Wasser und mit einem frischen Hemd versehen, schaue ich mich nach meinen Gästen um. Und ja, da kommen sie schon heran. Nun nach einigen Jahren habe ich schon ein ziemlich sicheres Gefühl, wer unter all den Menschen meine Gäste sein könnten.
Wir machen uns bekannt und ich stelle die Tour kurz vor. Wir werden die etwas über 5 km lange Modalrunde in etwa 4 Stunden zurücklegen. Dabei in den Wald hineingehen und dort verweilen, Atem- und Qigongübungen machen, Bäume berühren und uns berühren lassen.

Wir sind auf dem Weg, an Wiesen entlang führt uns dieser langsam höher hinauf zur Breitenau. Dazwischen genießen wir die schöne Aussicht über das Thierseetal hinweg. Vögel zwitschern, die Sonne spielt auf den Blättern. Immer wieder erreichen uns direkte Sonnenstrahlen wie Finger aus Licht. Als wir ganz still da stehen können wir sogar das Summen der Wildbienen in den Baumwipfeln wahrnehmen. Zwischen den hoch aufragenden Stämmen fliegen Meisen und wir können den Wald plötzlich auch als eine große Säulenhalle wahrnehmen – als umwachsenen Raum.

Am Südwestende der Breitenau liegt ein Steinlabyrinth, dem Labyrinth der Kirche von Ravenna nachempfunden. Ein Platz zwischen dem Dunkel des Waldes und den lichten Wiesen der Breitenau. Wir bleiben stehen und entscheiden uns, den Weg durch das Labyrinth zu gehen. Hinein in die Mitte auf verschlungenen Pfaden. Einmal mit Blick in den Wald, dann wieder führt der Blick über die Wiese zu dem stolzen Bauernhof hinaus, der prächtig daliegt unter dem strahlend blauen Himmel. Ein Weg in unsere Mitte, in die Ruhe. Begleitet werden wir dabei vom Zwitschern der Vögel in den Bäumen ringsherum.

Nach einer kurzen (Trink-)Pause setzen wir unseren Weg fort, der nun in den Wald hineinführt. Hoch aufragende Tannen, Fichten und Buchen säumen den Wegesrand. Dazwischen sehen wir immer wieder große Ameisenhaufen. Unter dem Licht der hochstehenden Sonne bekommt das Grün des Waldes einen magischen Schimmer. Immer wieder akzentuiert ein Sonnenstrahl ein Blatt oder einen Strauch, und noch während wir stehen und schauen zieht der Strahl weiter und zeigt uns etwas Neues.

Nun zweigen wir vom Weg ab und gehen über weichen Waldboden zu einem der ältesten Bäume in dieser Umgebung, gleichsam einem Urahn der Bäume hier. Zwei jüngere Bäume stützen ihn. Weit müssen wir den Kopf in den Nacken legen, um den Wipfel zu sehen, der allerdings oberhalb der dicht benadelten Äste verborgen bleibt. Mächtig ragt der Stamm empor.

Wir stehen und staunen. Unterwegs habe ich schon einiges über das Waldbaden erzählt, über Geschichte und Übungen, über die Terpene, Moleküle, welche die Bäume absondern und die sich positiv auf uns Menschen auswirken.
Hier nun beginnen wir mit Atemübungen, der Fokus liegt auf ruhigen, langsamen Atemzügen, dazu Bewegungen, die den Brustraum weit öffnen. Dazwischen stehen wir still, mit geschlossenen Augen, um die Natur um uns herum nur mit Ohren und Nasen wahrzunehmen. Wir gehen in Kontakt zum Baum, streichen mit den Händen über die rissige Rinde oder das weiches Moos, das auf der einen Seite wächst. Riechen am Stamm das Holz. Ein Baum riecht, wenn es heiß ist anders, als wenn es kühl und regnerisch ist.

Wir setzen uns zu Füßen des Baumes und lehnen uns mit Rücken an den Baum. Ich ermutige jeden seinen Weg zum Berühren des Baumes zu finden. Mit beiden Händen über dem Kopf sich an den Baum lehnen, sich mit dem Rücken an den Baum lehnen. Mit einer Hand am Baum langsam rundherum gehen. So fühlen wir uns langsam in den Baum hinein. Anschließend wieder eine kleine Übung. Stehen wie ein Baum, fest verwurzelt am Boden, am Kopf oben sich ganz leicht fühlen, in der Mitte flexibel sein. Jetzt hier sein.

Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Weg, ruhig sind wir geworden, mehr in der Balance. An den Wiesen vom Modal vorbei wandern wir zurück nach Hinterthiersee. Wir sind uns einig, das wir uns mehr Zeit nehmen wollen, um öfters in den Wald zu gehen, um dort zu verweilen und die positiven Effekte zu genießen.

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