Wie der Haflinger nach Ebbs kam...
Ausflug in die Geschichte des Haflingers
Mittlerweile ist allseits bekannt, dass der Fohlenhof Ebbs das älteste noch aktive Haflinger Gestüt der Welt ist, rund 100 Pferde beheimatet und einen hervorragenden internationalen Ruf genießt. Als Bauernmädel haben mich Pferde immer schon interessiert und so habe ich mich aufgemacht, um in den Annalen mehr über diese Rasse herauszufinden. Außerdem wollte ich wissen, welche Rolle dabei das Schloss Wagrain spielte. Das Ergebnis hat mich ganz schön überrascht. Aber alles der Reihe nach...
Geschichte und Ursprung
Aus spätmittelalterlichen Schriften geht hervor, dass es damals schon eine kleine „Gebirgspferderasse“ südlich der Alpen gab. Man sprach von einem leichten, dem „orientalischen Pferd nahestehenden Reit- und Wagenpferdetyp“.
Wie kommt also dieses orientalische Blut in die Südtiroler Berge? Asiatische Völker, die in Europa einfielen, haben Pferde zurückgelassen. Auch der Tiroler Adel nahm sie als Beute von seinen türkischen Feld- und Kreuzzügen mit.
Dieses kleine, sehr edle Pferd war für die unwegsamen schmalen Gebirgspfaden bestens geeignet. Es diente daher vorwiegend als Verkehrsmittel zu den entlegenen Weilern und Bauernhöfen und als Beförderungsmittel für den Warenhandel mit den Städten im Tal.
Heute weiß man, dass 1874 in Schluderns, Südtirol, die Haflinger Rasse begründet wurde: Nämlich mit der Geburt des Hengstes 249 FOLIE, welcher der Anpaarung eines Halbblutorientalen mit einer Gebirgspferdestute entstammt. Die heute bestehenden 7 Blutlinien lassen sich alle weltweit auf diesen ersten in Südtirol geborenen Hengst zurückführen. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Haflinger seinen Namen vom kleinen Ort „Hafling“ nahe Meran hat.
Einsatz und Entwicklung
Im Laufe der Zeit änderte sich aber der Einsatz des Haflingers. Er diente zunehmend als Arbeitstier: Sei es zum Tragen schwerer Lasten, zur Holzarbeit im Winter, zur Feldarbeit im Sommer oder für militärische Zwecke. Die Qualitäten des Haflingers wie Gutmütigkeit, Trittsicherheit, Ruhe, Arbeitswille und Ehrgeiz waren für diese Arbeiten unverzichtbar.
Mit dem Einzug der Technik nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Haflinger als Arbeitstier immer weniger gebraucht. Man suchte nun eine neue Verwendung und wurde bald im aufkommenden Freizeitverhalten fündig: Reiten und Gespannfahren wurden immer beliebter. Der Haflinger wurde somit zu einem universell verwendeten Sport- und Freizeitpferd umgezüchtet. Auch als unkompliziertes Familienpferd - bedingt durch seinen sanften Charakter und sein ausgeglichenes Temperament - entsprach er voll dem Zeitgeist.
Geschichte des Gestüts und Schloss Wagrain
Für die Umsetzung des neuen Zuchtzieles suchte man ein geeignetes Gestüt und wurde 1947 mit Schloss Wagrain in Ebbs fündig. Wahrlich ein vornehmes Ambiente für diese edlen Pferde! 1959 kaufte der Haflinger Pferdezuchtverband Tirol einen Teil des Schlossgutes, das er vorher angepachtet hatte. Nach und nach wurden die Anlagen für die Pferdezucht erweitert. Heute noch steht ein Teil der Stallungen, die aus der Gründerzeit stammen.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Schloss Wagrain in seiner 700-jährigen Geschichte zahlreiche Besitzer und Pächter hatte. Bis Ende der 1950-er Jahre wurde das Schlossgut auch als landwirtschaftlicher Betrieb geführt. Anfang der 1960-er Jahre sogar kurz als Hotel. Der letzte Pächter hatte aber in Geldangelegenheiten kein glückliches Händchen, ging Bankrott, flüchtete ins Ausland und die enttäuschten Gläubiger plünderten das Schloss. Seit 1971 ist es im Privatbesitz.
Das Haflinger Gestüt heute
Diese Neuorientierung hat in züchterischer und wirtschaftlicher Hinsicht den Aufstieg des Fohlenhofs eingeleitet, der sich zum führenden Weltzentrum der Haflinger Pferde entwickelte. Heute werden die Pferde von diesem Gestüt aus in mehr als 70 Ländern verkauft. Nicht umsonst wird der Fohlenhof als „Mekka der Haflinger Züchter“ bezeichnet.
Liebe Leser, ich hoffe ich konnte Ihre Neugier befriedigen und Sie fanden die Geschichte der Haflinger und dem damit verbundenen Fohlenhof ebenso interessant wie ich! Am besten Sie überzeugen sich selbst und besuchen das Gestüt und die nächste Weltausstellung im Mai 2020!
2 Kommentar(e)
Gitti Suchan
14.06.2018 - 15:38 Uhr
Hallo Rosie, dein neuer Blog ist wie immer sehr informativ und bestens gelungen!
Nina Hayder
11.08.2021 - 08:29 Uhr
Wir möchten einen Winterurlaub in Ebbs (https://www.ederegger.com/freizeit/winterurlaub) machen. Interessant, dass Ebbs nun das Mekka der Haflingerzucht ist. Meine Tochter liebt Pferde und für sie ist das dann sicher der richtige Ort um Urlaub zu machen.