Kufsteinerland

Festungswart Werner Vente im Portrait

Hüter der Festung Kufstein

Werner Vente hat wohl den aussichtsreichsten Job weit und breit: Seit 10 Jahren ist er Festungswart des Kufsteiner Wahrzeichens. Wir haben den Hausmeister der besonderen Art auf seinem Arbeitsplatz – der Festung Kufstein – besucht und dabei interessante Einblicke in seinen Alltag gewonnen. Auf welche tierische Unterstützung er tagtäglich vertrauen kann und wo sich sein Lieblingsplatz hoch über den Dächern der Festungsstadt befindet, verraten wir in diesem Beitrag.

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Als Festungswart kümmert sich Werner Vente um jegliche Arbeiten, die im Außenbereich der geschichtsträchtigen Mauern anstehen.

Die Aufgaben des Kufsteiner Festungswartes

Als uns Werner Vente vor den Toren der Festung empfängt, taucht in meinem Kopf sogleich das Bild eines modernen Cowboys auf: Bekleidet mit einer dunklen Arbeitsmontur, festen Stiefeln und einem charakteristischen Hut ruft er diese Assoziationen mit dem Wilden Westen in mir hervor. Ganz so wild geht es auf dem Kufsteiner Kulturdenkmal dann aber doch nicht zur Sache, wie uns Werner schmunzelt eingesteht: „Im Grunde bin ich Mädchen für alles.“ Als Festungswart kümmert sich der 48-Jährige um jegliche Arbeiten, die im Außenbereich der geschichtsträchtigen Mauern anstehen. Er mäht den Rasen, sorgt für Sicherheit auf den Gehwegen, repariert Tore, wartet die Bahn, säubert das Areal und selbst den einen oder anderen maroden Dachziegel hat Werner schon per Hand ausgetauscht. „Bevor die Besucher am Morgen eintreffen, sorge ich dafür, dass alles picobello ist“, gibt der Wächter des kennzeichnenden Bauwerks einen Einblick.

Wärter mit Leib und Seele

Ein rund 50.000 Quadratmeter großes Grundstück gilt es für Werner zu hegen und zu pflegen.
Ein rund 50.000 Quadratmeter großes Grundstück gilt es für Werner zu hegen und zu pflegen.

Vor allem die Abwechslung schätzt der gebürtige Baumkirchner, welcher vor vielen Jahren der Liebe wegen nach Kufstein zog, an seinem täglichen Schaffen: „Hier oben gestaltet sich kein Arbeitstag wie der andere.“ Flink hebt er ein zusammengeknülltes Bonbonpapier vom Boden auf und ergänzt: „Langeweile kenne ich nicht, denn zu tun gibt es eigentlich immer etwas.“ Als uns Werner durch „sein“ Territorium führt, wird schnell klar: Dem geschulten Auge des Festungswarts entgeht rein gar nichts. „Siehst du, hier müsste ich schon wieder Unkraut jäten“, stellt Werner fest und mit jedem weiteren Schritt, den wir ihm folgen, wächst der Eindruck, dass die Tätigkeit auf der Festung für den Wahlkufsteiner viel mehr als eine reine Anstellung ist.

Vom Zimmerer zum Bewacher des Kufsteiner Wahrzeichens

Es war im Jahr 2010, als der gelernte Zimmerer seinen Arbeitsplatz von den Dachstühlen Kufsteins hoch über die Dächer der Festungsstadt verlegte. Aber wie wird man zum Hüter des beliebten Wahrzeichens? Bei Werner könnte man es wohl Liebe auf den ersten Blick nennen: „Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und sofort gewusst, das möchte ich machen.“ Rund 50.000 Quadratmeter Grundstück gilt es zu hegen und zu pflegen. Da kann der Überblick schon einmal verloren gehen. Irrtum! Akribisch führt Werner ein Tagebuch, in dem er getane Arbeit und Wetterlage gewissenhaft notiert. „Früher als Zimmerer habe ich am Ende des Tages das fertige Werk betrachten können. Hier arbeite ich stetig an der Substanz und nach einer gewissen Zeit verschwinden die Fortschritte wieder“, spricht der Hausmeister der etwas anderen Art eine Herausforderung seines Jobs an.

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2018 hatte Werner Vente die Idee, mehrere Quessantschafe auf der Festung zu beheimaten: Die Vierbeiner, welche von der kleinsten Schafrasse Europas abstammen, halten den Rasen in steilen Bereichen in Schach.

10 Schäfchen unterstützen beim Rasenmääähen

Besonders am Herzen liegen Werner die zehn kleinen Quessantschafe, welche seit Sommer 2018 die Festung ihr Zuhause nennen. Mindestens einmal täglich macht er bei den Tierchen Station und kümmert sich mit Hingabe um sie. Schließlich war es auch seine Idee, die robusten Schafe als natürliche Rasenmäher einzusetzen. Die genügsamen Vierbeiner, welche von der kleinsten Schafrasse Europas abstammen, und ihren Namen ihrem Herkunftsort – der französischen Atlantik-Insel Île d’Ouessant – zu verdanken haben, fühlen sich sichtlich wohl an dem besonderen Weideplatz. „Wir haben mit sechs Schäfchen begonnen und inzwischen schon Zuwachs bekommen“, erzählt Werner. Neben dem jungen Bock Conrad haben noch drei weitere Quessantschafe das Licht der Welt inmitten der historischen Mauern erblickt.

Und es gibt noch weitere tierische Unterstützungen, die der Festungswart in luftiger Höhe erhält. So brütet alljährlich ein Turmfalke auf den Mauern des Kaiserturms seine Jungen aus und auch die Festungskatze Alma stattet dem tüchtigen „Facility Manager“ hin und wieder einen Besuch ab. „Alma wohnt eigentlich unten in der Stadt, fährt aber des Öfteren eigenständig mit der Bahn hoch und zieht hier ihre Runden“, zeigt sich Werner amüsiert.

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Neben den süßen Schafen leisten Werner Vente auch die Festungskatze Alma und ein Turmfalke, welcher den Kaiserturm sein Zuhause nennt, regelmäßig Gesellschaft.

Von Lieblingsplätzen und mysteriösen Geheimnissen

Job mit Aussicht: Am liebsten hält sich der Festungswart in den höheren Gefilden der Festung auf.
Job mit Aussicht: Am liebsten hält sich der Festungswart in den höheren Gefilden der Festung auf.

Einzigartige Orte findet man auf dem Gelände des Kufsteiner Wahrzeichens zur Genüge. Umso schöner, wenn man die alten Gemäuer seinen Arbeitsplatz nennen darf. „Ich suche seit jeher die Höhe. Wahrscheinlich halte ich mich deshalb am liebsten am Kaiserturm auf. Von dort aus bietet sich mir eine atemberaubende Aussicht auf das gesamte Areal“, teilt Werner einen seiner Lieblingsplätze mit uns. „Der Moment, wenn ich in der Früh hochkomme und die Festung ganz für mich allein habe, ist schier unbezahlbar“, schwärmt er von einem Privileg, das seinerzeit nicht einmal Kaiser Maximilian I. genießen durfte.

Auch wenn Werner Vente jeden noch so verstaubten Winkel wie seine eigene Westentasche kennt, entdeckt er auch nach zehn Jahren laufend neue Facetten. „Hin und wieder mache ich eingemeißelte Jahreszahlen in der Festungsmauer ausfindig“, verrät er. Alle Details möchte der Wärter dann aber doch nicht preisgeben. Auf die Frage, welche mysteriösen Geheimnisse das einzigartige Bauwerk noch birgt, antwortet er mit einem spitzbübischen Lächeln: „Dazu sage ich jetzt lieber nichts.“ Wir akzeptieren das – ein echter Cowboy spart sich seinen Atem eben lieber zum Atmen auf.

Die Festung Kufstein selbst erobern

Du möchtest das Areal samt Heimatmuseum, ehemaligem Staatsgefängnis, Heldenorgel und allen anderen Highlights auf eigene Faust erkunden? Die Festung Kufstein kann täglich besichtigt werden. Im Rahmen von Führungen oder mithilfe einer Audio-Guide-App tauchst du in die spannende Geschichte des Wahrzeichens ein. Außerdem erwarten dich auch viele interaktive Ausstellungen wie die multimediale 270° Projektion im Fuchsturm oder das „sprechende Gemälde“ in der Dauerausstellung rund um Kaiser Maximilian I.. Aktuelle Öffnungszeiten und andere News findest du auf der Website.

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