Nachhaltige Wald- und Forstwirtschaft im Kufsteinerland
Klimafitter Wald
Hannes Embacher ist Förster bei den Österreichischen Bundesforsten - kurz ÖBf – und als solcher unter anderem dafür verantwortlich, den Forst nachhaltig klimafit zu gestalten. Eine nicht einfache Aufgabe, verbunden mit viel Verantwortung, doch ein wunderschöner Beruf, den der Förster nicht eintauschen würde. Wir waren mit Hannes Embacher unterwegs in seinem Revier in Erl und erfuhren viel Wissenswertes darüber, was jahrein jahraus in der Forstwirtschaft dafür getan wird, damit wir uns auch in Zukunft von der frischen Luft mit viel Energie küssen lassen können.
Der berühmte Passionsspielort Erl liegt im Kufsteinerland an der nördlichen Grenze zu Bayern. Sein Hausberg, das Kranzhorn, ist deshalb auch stolzer Besitzer zweier Gipfelkreuze - eines für Tirol und eines für Bayern - denn hier verläuft direkt die Ländergrenze. Doch wir sind dieses Mal in Mission „Nachhaltige Forstwirtschaft“ unterwegs und treffen uns im Ortskern mit Hannes Embacher, um von hier aus gemeinsam in sein Erler Revier zu fahren. Er wird uns einen Crashkurs in Sachen ökologischer, klimafitter Waldbau geben. Als wir in Hannes‘ Auto steigen, schaut uns noch ein weiteres Augenpaar erwartungsvoll an – allerdings aus dem Kofferraum: Lucky, Hannes‘ Hund, begrüßt uns freudig und kann es kaum erwarten, endlich mit uns in den Wald zu gehen.
Naturerlebnis Wald
Unsere Tour führt zuerst Richtung Spitzstein, dem zweiten Hausberg der Erler. An der Hengst Alm bleiben wir kurz stehen und beobachten die Junghengste, wie sie die Freiheit hier oben in vollen Zügen auskosten. Wir lassen den Blick schweifen und stellen fest: Es gibt sehr viel Wald bei uns in der Region, der einen wesentlichen Teil des Naturerlebnisses „Berg“ ausmacht. Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Gogl-Alm sind wir nun oben am Spitzsteinhaus angekommen. Nur ein paar Schritte oberhalb liegt die Altkaser Alm, eine urige Hütte, von welcher aus man einen wunderbaren Ausblick ins Inntal hat. Schauen wir uns bewusst um, wird einem klar, dass wir uns hier an einem wunderbaren Platz befinden, der einem, gesäumt von viel Wald und Wiesen, Kraft und Energie tanken lässt. Nachdem wir die Stimmung der Natur ausgiebig auf uns wirken haben lassen, geht es weiter in Richtung Hannes‘ Revier Nähe des Kranzhornes in Erl.
Förster aus Passion
Nächster Halt: Eine urige, sehr gut in Schuss gehaltene Alm, ziemlich versteckt im Wald. Zugegeben, sie erinnert uns ein bisschen an Hänsel und Gretel. „Das ist die Jagdhütte, die zum Revier gehört,“ lacht Hannes, als er unsere fragenden Blicke sieht und erklärt weiter: „Ich will euch hier jedoch etwas ganz anderes zeigen, denn direkt vor uns seht ihr ein schönes Beispiel eines artenreichen Mischwaldes, der sich sehr gut entwickelt und wächst. So wird die Zukunft aussehen: Ahorn, Eschen, Buchen, Tannen und Co gestalten gemeinsam aktiv einen nachhaltigen Klimaschutz.“
Der passionierte Erler Förster liebt seinen Beruf, der wahrlich sehr vielseitig ist. Sein Gebiet umfasst 7.250 ha, wobei er ca. 400 ha in Erl als Förster und teilweise Jäger betreut. Die Harmonie von Wald und Tierwelt ist eine wichtige Grundlage für ein nachhaltiges Ökosystem. „Förster zu sein ist für mich eine Art Berufung und tatsächlich meine große Leidenschaft. Mir gefällt besonders gut die Kombination vom Arbeiten an der frischen Luft und den strategischen Gestaltungsmöglichkeiten, die direkten Einfluss auf eine nachhaltige Bewirtschaftung des Forstes haben und somit auch die Zukunft unserer Nachkommen beeinflussen. Alles, was wir heute als Förster tun und entscheiden, beeinflusst das Leben hier nicht nur kurz- und mittelfristig, sondern sehr, sehr langfristig. Eine immense Verantwortung, die wir tragen,“ erläutert Hannes.
Biodiversität und klimafitter Wald
Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Ressourcenschonung – das alles sind Schlüsselbegriffe, die beständig Trend sind. Die Arbeiten innerhalb der Wald- und Forstwirtschaft hat direkten Einfluss darauf, wie sich die ganze Umwelt gestalten wird. „Eines der Ziele der ÖBf ist es, einen klimafitten Wald mit einer hohen Biodiversität zu schaffen,“ erzählt uns Hannes auf dem Weg noch weiter hinein in sein Erler Revier. In unseren sehr groß gewordenen Augen sieht er wohl, dass wir nicht so recht wissen, was das nun wieder ganz genau bedeutet und fügt gleich eine Erläuterung hinzu:
„Wir haben große Verantwortung für unsere Schutzwälder. Damit ein Wald klimafit ist und den neuen Bedingungen, die aufgrund des Klimawandels entstehen, nachhaltig standhält, ist unsere Hilfe gefragt. Die Wälder sind nun höheren Temperaturen und mehr Trockenheit sowie einer höheren Feuchtigkeit im Winter ausgesetzt. Wir legen viel Wert auf Naturverjüngung. Das bedeutet, dass die Bäume sich aus der eigenen Frucht ziehen, die ganz natürlich auf den Boden fällt und austreibt. Darüber hinaus pflanzen wir die jeweils passende Baumart dort nach, wo sie sich auch langfristig gut entwickeln kann. Biodiversität ist für ein funktionierendes Ökosystem im Wald immens wichtig. Dazu gehört eine ausgeglichene Vielfalt an Vögeln, Amphibien, Insekten und eben Bäumen.“
Wir stellen das Auto ab und gehen zu Fuß weiter, tiefer in den Wald hinein. Hie und da liegt schon mal ein Baum. Wir erfahren von Hannes, dass der Wald optimal gepflegt wird, doch sie lassen auch bewusst einzelne Baumstämme liegen, damit hier ein Lebensraum für viele, teils fast schon ausgestorbene Insektenarten entstehen kann. Wir sind so vertieft in unser Gespräch, dass wir gar nicht bemerken, dass etwas oberhalb von uns in einer Schneise eine Rehgeiß mit ihren beiden Kitzen äst. Erst als sie von unserer Störung genervt, jedoch nicht sonderlich aufgeregt und ohne zu schrecken, vor uns weiterziehen, haben wir ein Augenmerk auf sie. Es ist schön, solche Schauspiele im Wald zu sehen.
Eben diese Schnee- und Windbruch-Schneise ist auch unser finales Ziel. Hier ist wunderbar zu erkennen, wie sich der Wald durch Wiederaufforstung und auch Naturverjüngung nach so einer kleinen, jedoch schon beschaulichen Naturkatastrophe im Winter, wieder einwandfrei erholen kann. Anschließend geht es retour ins Tal. Einen kleinen Abstecher machen wir noch über die idyllisch gelegene und bewirtschaftete Schwarzries-Hütte. Sie gilt als nördlichste Schutzhütte Tirols und liegt im Trockenbachtal direkt an der Grenze zu Bayern. Von hier aus genießt man einen sagenhaften Blick hinein in ein Tal voller stattlicher Bäume. Ein schönes Bild, das wir unseren Förstern, den Waldbesitzern sowie den Jägern zu verdanken haben.
Wir brauchen den Wald, um nachhaltig gesund leben zu können und die Bäume brauchen unsere Hilfe mittlerweile mehr denn je. Die Förster und Waldbauern im Kufsteinerland leisten eine großartige Arbeit und damit einen enormen Beitrag zum Klimaschutz. Sie stellen sicher, dass wir alle einfach mit Freude raus in den Wald gehen können, um die Natur zu genießen und frische Luft zu tanken.
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